Endlich beschwerdefrei

Was Allergiker jetzt tun sollten

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Die Hauptsaison der Pollen ist vorbei – mit großer Ausnahme des Ragweeds. Warum Allergikerinnen und Allergiker sich genau jetzt um langzeitliche Therapie kümmern sollten, warum sie essenziell für die Gesundheit ist und wie sie funktioniert.

Für rund eine Million Österreicherinnen und Österreicher sind Frühling und Sommer getrübt: von tränenden Augen und triefenden Nasen. Schuld ist Blütenpollen, auf den sehr viele Menschen hierzulande allergisch reagieren. Diese saisonabhängige Allergie nennt sich auch „Pollinose“. Die überschießende Immunreaktion ist den zum Teil allergen wirkenden Proteinen des Pollens geschuldet. Auf den Schleimhäuten werden sie freigesetzt und gelangen so in die Blutbahn. Bei entsprechender Empfindlichkeit wird Histamin freigesetzt, das wiederum die allergischen Symptome auslöst. Diese können sich sehr deutlich zeigen oder auch nur mild ausgeprägt sein.
 
Langzeitfolgen vorbeugen 
Diese sich oftmals nur mild oder unspezifisch zeigenden Symptome sind ein Hauptgrund dafür, warum Pollenallergien in vielen Fällen erst spät diagnostiziert werden. Häufig werden die schnupfenähnlichen Anzeichen von Betroffenen nicht saisonal verortet oder sie sind schlicht zu schwach ausgeprägt, um einen entsprechenden Verdacht nahezulegen. Dabei wäre möglichst frühe Therapie wichtig, wie Expertinnen und Experten dringend anraten. Denn bleiben Allergien unbehandelt, können sich nicht nur die Symptome verschlimmern, sondern auch gefährliche Langzeitfolgen eintreten. Etwa kann ein „Etagenwechsel“ entstehen: Hierbei „wandert“ die allergische Reaktion der Schleimhäute in die Bronchien weiter, also in die unteren Atemwege. Dort kann die Allergie weitaus komplexer und schwerwiegender auftreten. Auch ist das Auftreten von Kreuzreaktionen möglich: Hierbei reagiert das Immunsystem plötzlich auf Fremdstoffe, die einem Allergen ähnlich sind. Ein Beispiel hierfür ist das „Birkenpollen-Nuss-Kernobst-Syndrom“: Birkenpollen-Allergiker reagieren plötzlich auf den Verzehr eines Apfels, einer Haselnuss oder Tomate, weil das Immunsystem ein darin enthaltenes Protein mit jenem des Birkenpollens verwechselt. 
 
Immuntherapie als einzige Option 
Eine möglichst effektive Therapie der Allergie ist also bei Weitem nicht nur eine Frage der Symptomlinderung – sie dient der langfristigen Gesundheitsvorsorge. Die Hyposensibilisierung oder „Immuntherapie“ ist die einzige Möglichkeit, wie dies gelingt. Über eine Dauer von bis zu drei Jahren (in manchen Fällen sogar fünf) werden dem Allergiker, der Allergikerin, regelmäßig kleine Dosen des Allergens verabreicht – meist mittels Injektion oder über orale Einnahme. Für Gräserpollen-Allergiker gibt es die sogenannte „Gräsertablette“. Auch eine spezielle Ragweed-Tablette steht mittlerweile zur Verfügung. Dieser kontrollierte Kontakt mit dem Allergen führt dazu, dass sich der Körper langsam an den Fremdstoff gewöhnt und dass die Symptome auf Dauer gelindert werden. Die Erfolgsquoten der Immuntherapie sind in der Regel sehr hoch. Besonders gute Wirkchancen gelten dann, wenn nur einzelne Allergien vorhanden sind. Eine breite Anzahl an Allergien macht die Therapie schwieriger. Kurzzeit-Immuntherapien, die nur wenige Wochen oder Monate dauern, sind nur als saisonale Vorbereitungsmaßnahme gedacht. Die einzige Langzeitlösung bleibt laut aktuellem Wissensstand die klassische Hyposensibilisierung.
 
Jetzt beginnen! 
Der Herbst ist die beste Zeit, um eine pollenspezifische Immuntherapie zu beginnen. Denn wer mindestens drei Monate oder besser noch länger vor der entsprechenden Pollenflugzeit mit der Behandlung beginnt, kann schon im ersten Jahr von einer massiven Beschwerdelinderung profitieren. Ebenso werden dadurch natürlich die erwähnten Langzeitrisiken gemindert oder idealerweise ausgeschaltet. Heuschnupfen ist keine Lappalie, wie Expertinnen und Experten immer wieder betonen. Es gilt, früh zu erkennen und früh – und an der Wurzel – zu therapieren. Auch für Kinder ist die Hyposensibilisierung gut geeignet. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin, um 1. die Allergene genau zu bestimmen und 2. die passende Immuntherapie anzustreben.
 

Symptome lindern

Häufige Anzeichen
1. „Schnupfen-Symptome“
gehäuftes Niesen, Husten, verstopfte Nase, vermehrte Sekretbildung, gerötete oder tränende Augen, Juckreiz in Hals, Nase oder Ohren, Asthmaanfälle, Ausschlag
 
2. Unspezifische Beschwerden
z. B. Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Migräne, Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme u. v. m.
 
Alltagsmaßnahmen 
Allergenvermeidung ist ein wichtiger Baustein der Symptomlinderung. Viele kleine Maßnahmen können dabei helfen:
- Pollenflugzeiten beachten (z. B. mithilfe Apps, www.pollenwarndienst.at)
- regelmäßige Nasenspülungen
- Haare vor dem Zubettgehen waschen (Haare sind „Pollenfänger“)
- Straßenkleidung nicht ins Schlafzimmer mitbringen
- Wäsche nicht im Freien trocknen
- Pollenfilter im Auto verwenden
- Für Kontaktlinsenträger: während der Pollenzeit auf Tageslinsen wechseln
- Sonnenbrille tragen
- Mund-Nasen-Schutz tragen: Expertinnen und Experten empfehlen den MNS seit Kurzem auch als Werkzeug zur Allergenvermeidung
- zu Tageszeiten lüften, in denen der Pollenflug eher gering ist 
 
Immuntherapie 
Die einzige Behandlung einer Allergie, die langzeitlich Erfolge bringt, ist die Immuntherapie oder Hyposensibilisierung. Diese Therapie schützt auch vor gefährlichen Langzeitfolgen einer unbehandelten Pollenallergie. Die Methode: Über einen längeren Zeitraum werden kleine Dosen des Allergens verabreicht, meist mittels Injektion oder über orale Einnahme (v. a. für Gräserpollen-Allergiker). So kann sich der Körper langsam an den Fremdstoff gewöhnen und die überschießende Immunreaktion wird kontinuierlich gedrosselt, meist mit sehr gutem Erfolg.
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