Rotes Kreuz warnt

Viel zu wenige Stammzellenspender

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In Deutschland gibt es 100 Mal so viele Freiwillige wie in Österreich. Stammzellen sind oft die einzige Therapie bei Leukämie

In wenigen Stunden ein Leben retten: Eine Stammellenspende ist in vielen Fällen die letzte Chance für Leukämie-Patienten. "Helfen Sie mit!", appellierte Gerald Schöpfer, der Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien an mögliche Spender. Vor allem im Vergleich zu Deutschland bestehe hierzulande ein großer Aufholbedarf.

1.000 Leukämie-Erkrankte jedes Jahr

Rund 1.000 Menschen erkranken hierzulande pro Jahr an Blutkrebs bzw. einer der häufigsten Formen, Leukämie. Viele von ihnen sind sehr jung, oftmals noch Kinder. Bei adäquater Behandlung haben sie eine recht gute Prognose. So stehen etwa die Chancen, dass ein Geschwisterkind passt, bei rund 25 Prozent. Wenn nicht, ist der Patient als letzte Option auf eine fremde Stammzellenspende angewiesen. Doch zwei von zehn Patienten finden keinen passenden Spender.

Die Wahrscheinlichkeit, ein Match zu finden, liegt bei 1:500.000. Nur jeder zehnte Registrierte wird als potenzielle Spender kontaktiert. "Stammzellen können nicht künstlich hergestellt werden. Patienten sind auf eine lebensrettende Spende angewiesen", erläuterte Medizinerin Ursula Kreil. "Je mehr Menschen sich als Stammzellspender registrieren lassen, desto größer ist die Chance."

Nur 7 "Fremd-Spender" pro Jahr

2017 gab es nur sieben heimische Stammzellspenden von Nichtverwandten, weitere 119 kamen von nichtverwandten Spendern aus dem Ausland, 98 wurden von Verwandten gespendet. In Deutschland werden aktuell rund 100 mal so viele Freiwillige verzeichnet- warum, wissen die Spezialisten nicht. Vermutlich liegt es an mangelndem Bewusstsein. Seit November hat das Rote Kreuz also mit Unterstützung der Uniqa Gruppe die Bemühungen verstärkt, die Bevölkerung zur Registrierung zu bewegen. 19.000 haben sich schon gemeldet und das Rote Kreuz bis jetzt bereits mehr als 13.000 neue Stammzellspender registrieren und einen ersten konkreten "Treffer" verzeichnen.

"Jeden Tag eine gute Tat - sage ich als alter Pfadfinder", meinte Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer vor Medienvertretern. Verglichen mit den deutschsprachigen Nachbarn sei Österreich Schlusslicht und es bestünde dringender Aufholbedarf - nicht zuletzt auch deshalb, weil rund 40 Prozent der derzeit in Österreich registrierten Spender in den kommenden zehn Jahren aus Altersgründen aus dem Register fallen werden. Insgesamt gibt es in Österreich um die 80.000 potenzielle Spender. Die Nächstenliebe und Empathie zeige sich auch bei den zahlreichen Blutspendern in Österreich.

Aufruf zur Eintragung ins Spenderegister

Für den Fall, dass jemand tatsächlich als Stammzellenspender infrage kommt, brauche derjenige heute kaum Bedenken bezüglich körperlicher Strapazen haben, erklärten die Spezialisten: Meist verlaufe der Prozess ähnlich wie eine längere Blutspende. Nur in einem von zehn Fällen komme es zu einer Knochenmarkentnahme via Vollnarkose. Der Eintrag kann von zuhause bzw. per Post erfolgen, verläuft kostenlos und ohne einen Tropfen Blut via Wattestäbchen-Abstrich aus der Mundhöhle. Die Registrierung via Rotem Kreuz nimmt nur wenige Minuten in Anspruch. Die Freiwilligen müssen körperlich fit und zwischen 18 und 45 Jahre alt sein. Nach der im Labor erfolgten Typisierung wird man in ein internationales Spenderregister eingetragen - und kann eventuell in wenigen Stunden ein Leben retten.

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