Zu hohe Blutzuckerwerte spürt man kaum, doch können sie mit der Zeit die Gefäße schädigen – mit fatalen Folgen für die Betroffenen.
Alle 50 Minuten stirbt in Österreich ein Mensch an den Folgen von Diabetes – das sind rund 10.000 Menschen im Jahr. Die meisten dieser Todesfälle sind auf Herzinfarkt und Schlaganfall zurückzuführen. Diabetes selbst verursacht kaum Beschwerden, die große Gefahr liegt in den Folgeerkrankungen. Chronisch erhöhter Blutzucker und eine schlechte Blutzucker-Einstellung schädigen unter anderem die Gefäße und Nerven. Spätkomplikationen zeigen sich daher an unterschiedlichen Organen wie Herz, Nieren, Lunge, Gehirn aber auch an Augen oder Zahnfleisch.
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Beeinflussbare Risikofaktoren
Nicht jeder Diabetiker muss an Folgeschäden erkranken. Einerseits bestehen genetische Vorbelastungen, andererseits kann die Gefahr reduziert werden, indem man beeinflussbare Risikofaktoren minimiert. Die ersten zehn Jahre der Diabeteserkrankung und die Einstellung des Blutzuckers haben entscheidenden Einfluss auf das Risiko für Folgeerkrankungen. Rechtzeitiges Erkennen und Behandeln des Diabetes, durch Lebensstilmaßnahmen beziehungsweise Medikamente ist daher von größter Bedeutung.
Gefäßerkrankungen
Schädigungen der Gefäße – sowohl der großen (Makroangiopathie) als auch der kleinen Blutgefäße (Mikroangiopathie) – sind die häufigste Komplikation bei Diabetes. Je nachdem, welches Organ betroffen ist, können unterschiedliche Folgen auftreten: Durchblutungsstörungen des Herzens führen zu Angina pectoris oder Herzinfarkt. Wird die Blutzufuhr zum Gehirn gestört, können Schwindel oder gar Schlaganfall auftreten. Durchblutungsstörungen der Bauchaorta oder der Beingefäße führen zu Schmerzen in den Beinen und zur peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK), der sogenannten „Schaufensterkrankheit“. In einigen Fällen klagen die Patienten über kalte Füße und Missempfindungen wie Ameisenlaufen oder Taubheit. Schreitet die Krankheit weiter fort, kann Gewebe absterben und gegebenenfalls sogar eine Amputation notwendig machen.
Die häufigsten diabetischen Nervenschäden betreffen die sensomotorischen Nerven. Diese machen sich wie folgt bemerkbar:
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Beschädigte Nerven
Rund jeder dritte Diabetes-Patient leidet an einer diabetischen Neuropathie – so der Fachausdruck für die diabetische Nervenerkrankung. Der hohe Zuckergehalt führt zu Einlagerungen von Glucose in den Nerven, zum Aufquellen an anatomischen Engstellen, zu Einklemmungen und schließlich zur Schädigung der Nerven. Bekannteste Nervenkompressionssyndrome sind das Karpaltunnelsyndrom im Bereich des Handgelenks oder das Tarsaltunnelsyndrom im Bereich des Fußes. Je nachdem, welche Nerven betroffen sind, zeigen sich unterschiedliche Symptome. Die Bandbreite ist enorm und reicht von leichten Empfindungsstörungen über Schmerzen bis zu Funktionsstörungen der inneren Organe. Werden die Nervenschäden nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt, können sich schwere gesundheitliche Schäden entwickeln.
Diabetisches Fußsyndrom
Eine häufige Spätkomplikation bei Diabetes ist das sogenannte „Diabetische Fußsyndrom“. Durch geschädigte Nerven an den Füßen zeigen sich bei den Betroffenen Unsicherheiten beim Gehen und Schmerzen können nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr wahrgenommen werden. Der Patient merkt daher kleine Verletzungen oder Druckstellen nicht, was häufig zu Entzündungen oder der Entwicklung von Geschwüren (Ulcera) führt. Chronische Wunden, die sich immer weiter ausbreiten, können im schlimmsten Fall sogar mit einer Amputation der unteren Gliedmaßen enden. Durch einen chirurgischen Eingriff kann der eingeklemmte Nerv wieder freigelegt und die Ursache der Schädigung beseitigt werden.
Wenn Diabetes ins Auge geht
Hohe Zuckerkonzentration verändert die kleinen Blutgefäße der Netzhaut (Retina), was mit der Zeit zu erheblichen Sehbeeinträchtigungen oder gar zur Erblindung führen kann. Diabetische Retinopathie verläuft schleichend. Veränderungen der Sehkraft werden meist erst in späteren Stadien bemerkt. Daher wird vorsorglich eine gründliche Augenuntersuchung mindestens einmal im Jahr für Zuckerkranke empfohlen. Zur Behandlung einer Retinopathie stehen – neben Einstellen des Blutzuckers, Senken erhöhter Blutfettwerte, Verzicht auf Alkohol und Nikotin – augenärztliche Behandlungsmethoden wie Laser-Therapie, Injektion von Medikamenten in das Auge oder die Glaskörperentfernung (Viktrektomie) zur Verfügung.
Erkrankung der Nieren
Die diabetische Nierenschädigung (Nephropathie) zählt zu den häufigsten Ursachen für Nierenversagen und die Notwendigkeit einer ständigen Blutwäsche (Dialyse). Das Tückische an einer Nierenerkrankung ist, dass sie lange Zeit keine Beschwerden verursacht. Auch Labortests liefern erst Aufschluss, sobald die Ausscheidung einer geringen Menge Eiweiß im Urin feststellbar ist. Wird die Nierenschädigung nicht im Frühstadium entdeckt, nimmt die Filterleistung der Niere immer mehr ab und damit auch deren Kapazität zur Entgiftung. Zuckerkranke sollten daher Blut und Urin regelmäßig untersuchen lassen.