Impfdebatte

So gefährlich sind Masern

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Masern ist einer der ansteckendsten Erkrankungen überhaupt - und sie ist alles andere als harmlos!

Nach einem Ansteckungsfall in einem Grazer Krankenhaus herrscht jetzt Masern-Panik. Ein 15-jähriger, nicht geimpfter Schüler steckte in der Ambulanz der Uni-Klinik Graz bis zu 6 Kleinkinder mit Masern an. Auch um uns herum kämpfz man mit einer raschen Verbreitung der Krankheit. Eine aktuelle EU-Untersuchung zeigt, dass die einst gefürchtete Krankheit Masern, die fast schon als ausgerottet galt, tatsächlich wieder stark im Kommen ist . Am schlimmsten betroffen sind Griechenland (mit 244 Fällen pro 1 Mio. Einwohner), die Slowakei, Rumänien, Italien und Frankreich. Österreich liegt mit 8,8 Fällen pro 1 Mio. Einwohner (noch) im besseren Mittelfeld.

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Laut den Aufzeichnungen von Dezember 2017 bis November 2018 hat es in Österreich 77 Masernfälle gegeben, 70 wurden per Laboruntersuchung bestätigt. In diesem Jahr waren es bereits 24 Fälle, 40 Prozent betrafen Kinder unter fünf Jahren, sagte die Wiener Virologin Heidemarie Holzmann von der MedUni Wien.Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erst Ende 2018 vor der rasant steigenden Zahl der Infektionen gewarnt.

MASERN: Keine harmlose Kinderkrankheit

Masern sind eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die durch das Masern-Virus (Morbilli-Virus, ein Paramyxovirus) übertragen wird. Es handelt sich hierbei um eine der ansteckendsten Erkrankungen überhaupt: Praktisch jeder nicht-immune Mensch, der Kontakt mit einem Masern-Kranken hat, steckt sich mit dem Erreger an. Wer einmal an Masern erkrankt ist, hat in der Regel einen lebenslangen Schutz. Man kann Masern also nur einmal bekommen.

Übertragung und Krankheitsverlauf

Das Virus wird meist durch Tröpfcheninfektion - also Sprechen, Niesen, Husten - übertragen, wobei die Ansteckung auch über größere Distanzen, etwa von einem Raum zum anderen, erfolgen kann. Bei typischem Verlauf der Erkrankung kommt es etwa acht bis 14 Tage nach der Ansteckung zu Fieber, Kopfschmerzen, Schnupfen, Husten und einer Bindehautentzündung des Auges. Am zweiten bis dritten Krankheitstag kommt es zu einer Rötung des Gaumens und typischen weißen Flecken an der Wangenschleimhaut, danach zu einem Abfall des Fiebers und ab etwa dem vierten Krankheitstag zum Auftreten des charakteristischen roten, fleckigen Hautausschlags. Dieser breitet sich vom Gesicht über den ganzen Körper aus und geht nach etwa einer Woche unter Bildung von Schuppen wieder zurück.
 

Gefährliche Folgeerkrankungen

Durch die Infektion mit den Viren wird das menschliche Immunsystem stark geschwächt. Bei etwa jedem zehnten Erkrankten kommt es zu einer Mittelohrentzündung (Otitis media), die meist durch Bakterien hervorgerufen wird (sogenannte bakterielle Superinfektion). Bei etwa jedem zwanzigsten Masernfall kommt es zu einer Bronchitis oder Lungenentzündung (Pneumonie), die durch das Virus selbst oder durch eine bakterielle Superinfektion ausgelöst wird.

Eine besonders gefürchtete Komplikation ist die sogenannte Masernenzephalitis, also eine Entzündung des Gehirns, die bei etwa einer von 1.000 bis 2.000 Erkrankungen auftritt und in etwa zehn bis 40 Prozent der Fälle tödlich verläuft. In weiteren 20 bis 40 Prozent der Fälle kommt es zu bleibenden Folgeschäden. In extrem seltenen Fällen kann als Spätfolge eine sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) auftreten, eine langsam verlaufende Gehirnerkrankung, die tödlich endet. Darüber hinaus besteht während einer Infektion mit Masern ein erhöhtes Risiko, an Diphtherie, Keuchhusten oder Tuberkulose zu erkranken.

 

 

Impfen für den Gemeinschaftsschutz

 

Dabei wären Masernerkrankungen durch konsequentes Impfen zu vermeiden. Eine Analyse der Durchimpfungsraten hinsichtlich Masern für das Jahr 2017 in Österreich ergab jedoch, dass es leider immer noch rund 48.000 zwei- bis fünfjährige Kinder gibt, denen die zweite Masernimpfung fehlt, 27.000 Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren, weiters eine halbe Million 15- bis 30-Jährige, die nicht ausreichend gegen Masern geschützt sind. Dass es immer wieder zu Krankheitsausbrüchen wie gerade in der Steiermark kommt, ist daher nicht verwunderlich. Erforderlich wäre laut Gesundheitsministerium eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent mit 2 Dosen.

Vor allem die Lücken bei den jungen Erwachsenen sorge dafür, dass der Gemeinschaftsschutz der anderen nicht mehr gegeben sei, sagte Expertin Holzmann. "Sie gehen zum Zahnarzt, zum Gynäkologen, aber an Masern denken sie nicht mehr", meinte die Virologin. Das stelle vor allem ein Risiko für Babys dar, die noch nicht geimpft werden dürfen. "Jedes fünfte Kind hat Komplikationen bei der Erkrankung", sagte Holzmann. Die Masern schwächen das Immunsystem,

Impfdebatte in Österreich entbrannt

Impfpflicht herrscht in Österreich  nicht. Den Eltern obliegt es, die Schutzimpfungen bei ihren Kindern vornehmen zu lassen. In Österreich gibt es laut Holzmann rund vier Prozent Impfgegner. Laut einer Studie des Karl Landsteiner Instituts für Pädiatrische Fortbildung und Forschung aus dem Jahr 2012 haben 57 Prozent der Österreicher Vorbehalte gegenüber Impfungen.

Das sagt die Politik

Ungeachtet der aktuellen Masern-Fälle in Österreich kann sich Wien derzeit keine Impfpflicht bzw. Streichungen von Sozialleistungen wie etwa der Familienbeihilfe bei nicht nachgewiesener Immunisierung vorstellen. "Ich halte nichts von Zwangs- und Strafsystemen", stellte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Donnerstag gegenüber der APA klar. Stattdessen müsse man bei der Motivation ansetzen.

Die Wiener NEOS forderten, den Bezug der Familienbeihilfe an den Impfnachweis zu koppeln. Patientenanwältin Sigrid Pilz bekräftigte wiederum ihre Forderung nach eine Impfpflicht für Gesundheitsberufe und andere Berufsgruppen wie zum Beispiel Lehrer. Zudem forderte sie die Ärztekammer und das Hebammen-Gremium auf, gegen Impfskeptiker vorzugehen.

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