Überfürsorglich

Kinder-Fitness: Eltern in der "Gluckenfalle"

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Viele Eltern schätzen Nachwuchs falsch als normalgewichtig ein.

Geht es um die Fitness ihrer Kinder, sehen sich Eltern stark selbst in der Verantwortung und weniger Betreuungseinrichtungen wie Kindergarten und Schule: Sport sei in den Familien ein wichtiges Thema, geht aus einer in Wien vorgestellten Umfrage hervor. Der Erwerb von Bewegungskompetenz werde den Kindern aber durch Überfürsorglichkeit schwer gemacht.

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Nicht jeder Bub mag Fußball und nicht jedes Mädchen steht auf Reiten. Suchen Sie die passende Sportart für Ihr Kind. Probieren Sie gemeinsam aus, was am meisten Spaß macht. Das Kind sollte selbst entscheiden dürfen, wobei es sich wohl fühlt. Und: Bleiben Sie dran! Die meisten Vereine bieten Schnuppertrainings an.


Sport in der Freizeit wichtig

76 Prozent der 500 befragten Elternteile setzen auf Sport in der Freizeit. 38 Prozent der Kinder sind Mitglied in einem Sportverein oder besuchen regelmäßig bewegungsorientierte Kurse oder Gruppen, erläuterte Evelyn Kaiblinger vom Online-Marktforschungsinstitut meinungsraum.at. Sie hat für das Wiener Bewegungszentrum Suki family die Erhebung durchgeführt. "Wir wollten herausfinden, was die Ursachen für die in den vergangenen Jahren stetig steigenden Gewichtsprobleme bei Kindern sind", sagte Suki family-Geschäftsführerin Gertraud Höllmüller.

Sportliche Kinder

Kinder von gebildeteren Eltern (Matura+), die ihrerseits häufiger als der Durchschnitt sporteln, sind öfter organisiert sportlich als Kinder von weniger gebildeten Eltern (47 versus 34 Prozent). In Tirol und Vorarlberg ist Bewegung als Freizeitgestaltung 41 Prozent "sehr wichtig". Der Osten fällt ab: In Niederösterreich und dem Burgenland kamen nur 15 Prozent auf "sehr wichtig". In Wien, der Steiermark und Kärnten waren es 21 Prozent. In Oberösterreich und Salzburg ist knapp einem Viertel der Familien Sport "sehr wichtig".

"Zu behütet"

70 Prozent der Befragten glauben aber auch, dass Kinder bei Sport und Bewegung "nicht mehr in uneingeschränktem Maße 'Kind sein' dürfen". 68 Prozent finden, dass sie diesbezüglich "viel zu sehr behütet und beschützt" werden, und 60 Prozent meinen, dass sich der Nachwuchs nur schwer voll entfalten kann, weil Eltern vorrangig an die Sicherheit denken. Kaiblinger und Höllmüller nannten das Problem "die Gluckenfalle beim Sport". "Man wird am Spielplatz komisch angeschaut, wenn man sein Kind nicht sofort sichert, wenn es wo raufklettert", berichtete die Marktforscherin aus eigener Erfahrung.

88 Prozent der Befragten verorten die Verantwortung dafür, ob ihr noch nicht schulpflichtiges Kind sich ausreichend bewegt, bei sich selbst. Bei den Elf- bis 14-Jährigen sehen das noch 47 Prozent genauso. "38 Prozent der Eltern von bis zu zweijährigen Kindern und 30 Prozent der Eltern von Drei- bis Fünfjährigen sind aber der Meinung, dass es keine ausreichenden Angebote gibt", sagte Kaiblinger. Bedarf gebe es im städtischen wie im ländlichen Bereich.

Inklusive Turnunterricht sowie Toben am Spielplatz und im Garten bewegen sich ihre Kinder im Schnitt 13 Stunden pro Woche, sind die befragten Eltern überzeugt. Zumindest beim Thema Gewicht hat die Umfrage aber eine verkehrte Wahrnehmung mancher Väter und Mütter dokumentiert: Während 83 Prozent ihr Kind als normalgewichtig bezeichneten, sind es laut einer Berechnung des Body Mass Index (BMI) nur 65 Prozent, bei denen das zutrifft. Knapp jeder Fünfte glaubt, dass sein Kind sehr gesund ernährt wird. Eltern mit laut BMI stark übergewichtigen Kindern waren davon noch deutlich häufiger überzeugt (32 Prozent). Süßigkeiten bekommen jedenfalls auch 35 Prozent jener Mädchen und Buben mehrmals pro Woche, die laut Angaben der Erwachsenen "sehr gesund" essen.
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