Nikotin Institut:

E-Zigaretten helfen beim Rauch-Stopp

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Abstinenz am Besten, aber tabakfreie Konsummöglichkeiten wichtig zur Schadensreduktion.

Die Verwendung von E-Zigaretten kann Menschen helfen, mit dem Rauchen aufzuhören bzw. es zu reduzieren. Angesichts der Todesfälle in den USA, die mit E-Zigaretten in Verbindung gebracht werden, sollten Benutzer nicht verunsichert sein, die auf dem europäischen Markt erhältlichen Produkte seien streng kontrolliert, betonten Experten des Nikotin Instituts bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien.

"Abstinenz ist die beste Lösung", stellte Sozialmediziner Michael Kunze voran, "Wir werden niemals sagen, E-Zigaretten sind super. Aber es geht um tabakassoziierte Schäden, nicht um die Bekämpfung des Rauchens." Daher fordere das Nikotin Institut eine bessere Aufklärung über weniger schädliche Alternativen zum Tabakrauch. Die Situation in den USA sei nicht vergleichbar mit der europäischen und müsse differenziert betrachtet werden. Die effektive Wirkung von E-Zigaretten bei der Tabakentwöhnung sei durch wissenschaftliche Studien belegt.

Produkte auf europäischem Markt streng kontrolliert 

Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Gebrauch von E-Zigaretten in den USA ist mittlerweile auf 34 gestiegen, dazu kommen rund 1.600 Verletzte. Die Ursache für die Lungenschäden ist laut US-Gesundheitsbehörde CDC noch unklar. Zuletzt hatte es Hinweise gegeben, dass das Dampfen von THC-Produkten eine Rolle spiele und möglicherweise auch zugesetztes Vitamin E. Es habe sich außerdem immer um illegal gemischte Substanzen gehandelt. Die Beschwerden beschränken sich jedenfalls weiterhin auf Benutzer in den USA. In Bundesstaaten, in denen Cannabis legalisiert ist, gebe es größere gesundheitliche Probleme, sagte Gabriele Fischer, Leiterin der Suchtforschung und Suchttherapie an der MedUni Wien. Derzeit laufe aber alles über Panikmache, kritisierte Kunze. "Was in Amerika war, gibt es in Österreich nicht."

Für Gabriele Fischer gehe es um eine sachliche Interpretation der Daten: "Wir wollen Schadensreduktion, entsprechend wirken die E-Zigaretten unter strenger Regulierung." Dass E-Zigaretten besonders bei Jugendlichen in den USA gut ankommen, könne ebenfalls nicht auf Österreich umgelegt werden. "Das ist ein Problem Nordamerikas", so Fischer, und eine Frage der Kultur. Wichtig seien Aufklärung und aktives Einbringen, dass "es kein Mittel für Jugendliche ist". Wissenschaftliche Studien, dass Jugendliche über E-Zigaretten zu Tabakzigaretten kommen, gibt es laut Fischer nicht. Es müsse "klare Benchmarks" geben, dass es kein Einstieg für Jugendliche sei. Der Gebrauch durch Jugendliche werde aber nie komplett verhindert werden können. Hersteller und Trafikanten hätten daher im Sinne der Prävention Verantwortung. "E-Zigaretten sind genauso wie Tabakzigaretten nichts für Jugendliche."

Die Verbrennung, nicht das Nikotin erzeuge die krebserregenden Schadstoffe, sagte der Wiener Lungenfacharzt Wolfgang Popp. "Jedes Mittel sollte uns recht sein, um Raucherschäden zu vermeiden. Alle Raucher auf Null setzen ist unmöglich. Wir müssen akzeptieren, dass es sich um eine Sucht handelt. Wir sollten die Dinge realistisch sehen und keine Glaubensfrage draus machen".

Auch der schwedische Psychologe Karl Fagerström, der seit Jahrzehnten in den Bereichen Tabak und Nikotin forscht, ist überzeugt, dass es unrealistisch sei, Gesellschaften von sämtlichen Drogen zu befreien. "Komplette Vermeidung wäre das Beste", aber wichtig wäre eine Öffnung für mehr tabakfreie Möglichkeiten des Nikotinkonsums. In Schweden, wo traditionell Snus (kleine Tabaksäckchen zur oralen Aufnahme des Nikotins; Anm.), konsumiert wird, gebe es um die Hälfte weniger Lungenkrebsfälle bei Männern, obwohl diese einen ähnlichen Konsum wie die Österreicher aufweisen.

Die Schadstoffe reduzieren sich beim Gebrauch von E-Zigaretten zudem auch "passiv" im Vergleich zum Tabakrauchen wesentlich, so die Experten, und zwar um 90 bis 99 Prozent. Das ab 1. November geltende Rauchverbot in der Gastronomie umfasst allerdings auch E-Zigaretten. "Das wäre eine interessante Debatte", meinte Ernest Groman, Leiter des Nikotin Instituts. "Ich nehme an, das ist so, weil man nicht differenzieren kann, woher der Rauch kommt. Die heiße Suppe dampft auch, und die darf man konsumieren."

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