Sechster Sinn?

Darum merken wir, wenn wir beobachtet werden

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Wenn wir den Blick des anderen im Nacken spüren...

Die menschliche Sinneswahrnehmung ist faszinierend. Sie gibt uns die Möglichkeit, unsere Umgebung so wahrzunehmen, wie wir es tun. Im Allgemeinen werden fünf Sinneswahrnehmungen unterschieden. Tagtäglich sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen wir die Welt. Aber gibt es vielleicht doch einen sechsten, uns unbekannten Sinn? Beispielsweise haben Menschen die Begabung es sofort zu merken, wenn sie beobachtet werden, auch wenn sich diese Person nicht in ihrem Sichtfeld befindet. Wie ist das möglich?

Auf der Suche nach dem sechsten Sinn

Tatsächlich könnte der Mechanismus, Augen, die auf uns gerichtet sind wahrzunehmen, angeboren sein. Die Form der Augen ist so speziell, dass diese starke Aufmerksamkeit erregt und leicht eingeordnet werden kann, in welche Richtung der Blick gerade zielt. Die menschliche Pupille ist so geformt, dass die Sklera (weiße Lederhaut) sich deutlich in ihrem Hintergrund abhebt. Somit kann schnell erkannt werden, welche Blickrichtung gerade gewählt wird. Dies ist beispielsweise in der Tierwelt anders, da der Kontrast zwischen Pupille und Sklera schwächer ausfällt. Dies ist vor allem bei Raubtieren wichtig, um die Absichten vor der Beute gut verbergen zu können.

Im Auge des Betrachters

Das menschliche Auge hingegen hat eine magische Anziehungskraft. Ob beim Flirten, Lachen oder um Vertrauen zu gewinnen - der Blickkontakt gilt als Ursprung sozialer Interaktion. Anhand der Augen unseres Gegenübers können wir erkennen, ob die Person aufmerksam ist, müde oder vielleicht traurig. Ein natürlicher, direkter Blickkontakt lässt Mitmenschen sympathischer und attraktiver wirken. Sehen Sie daher nicht weg, wenn Sie Ihr Gegenüber in Ihren Bann ziehen wollen.

So entsteht der Beobachtungs-Effekt

Da Menschen darauf geschult sind Blicke zu erkennen und zu deuten, fällt es uns oft leicht zu ermitteln, wenn ein Blick auf uns ruht. Auch ohne direkten Blickkontakt, können wir dies sozusagen aus dem Augenwinkel wahrnehmen. Ein Blick kann dabei aber nur aus einem bestimmten Winkel noch erkannt werden. Ebenso spielen andere Effekte dabei eine wichtige Rolle. Beispielsweise können wir schon anhand der Neigung oder Bewegung des Kopfes einschätzen, in welche Richtung ein Blick zielen soll. Das hilft uns auch, wenn unser Gegenüber eine dunkle Sonnenbrille trägt. Zusätzlich glauben Menschen sehr oft, dass sie beobachtet werden, obwohl sie gar nicht das Interessensobjekt des Betrachters sind. Dennoch behaupten etwa 94 Prozent der Menschen, dass sie schon einmal das Gefühl hatten, beobachtet zu werden. In bisherigen Untersuchungen konnte dies jedoch immer auf andere Ursachen zurückgeführt werden. So kann es beispielsweise passieren, dass wir uns umdrehen, um einen Beobachter zu entdecken. Durch die schnelle Bewegung können jedoch andere Menschen aufmerksam werden und erst Recht ihren Blick auf uns richten. In den meisten Fällen ist es wohl doch eher unser Kopf, der uns einen Trick spielt.

Die Frage nach dem sechsten Sinn

Auch wenn Sie jetzt vielleicht enttäuscht von der Antwort sein mögen, den sechsten Sinn, den gibt es wirklich. Neurowissenschaftler zählen neben den "klassischen" fünf Sinnen nämlich auch noch den Gleichgewichtssinn hinzu. Der vestibuläre Sinn sorgt für räumliche Orientierung, Körperbalance und kontrolliert zudem Augen- und Kopfbewegungen. Letztendlich ist die Meinung, wie viele Sinne es tatsächlich gibt in der Wissenschaft eine Streit- und Ansichtssache.

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