Vorsorge & wichtige Lifestyle-Maßnahmen

Besser leben mit Diabetes

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Typ-2-Diabetes lässt sich durch gesunde Ernährung sowie Bewegung verhindern. Und durch spezielle Maßnahmen kann man bei bestehender Krankheit die Lebensqualität erhalten.

Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselstörung, die entweder auf Insulinmangel oder verminderte Insulinwirkung zurückzuführen ist. Früher wurde die Krankheit oft als "Altersdiabetes" bezeichnet, doch auch bei jüngeren Menschen kann sich die Krankheit manifestieren. Denn bei der Entwicklung können nicht nur die Gene eine Rolle spielen, auch Bewegungsmangel, Fehlernährung, hoher Konsum von Süßigkeiten und gesüßten Getränken sowie insbesondere Übergewicht können den Typ-2-Diabetes begünstigen. "Drei Viertel aller Erkrankungen hängen mit einem ungesunden Lebensstil zusammen", erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin im Konventhospital Barmherzige Brüder Linz und Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG). In Europa sind wir laut dem Mediziner zu schwer und bewegen uns viel zu wenig -wir bewegen uns etwa 40 bis 50 Prozent weniger als vor etwa 40 Jahren. Durch einen gesunden Lebensstil können Menschen mit Diabetes ihre Lebensqualität erhöhen.

Erhaltung der Lebensqualität

Durch körperliche Aktivität können Patient:innen nicht nur den Stoffwechsel günstig beeinflussen, sondern auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Übergewicht verringern.

Bewegung. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft empfiehlt insgesamt 150 Minuten Ausdauertraining pro Woche bei mittlerer Intensität wie z. B. Radfahren, Wandern, Nordic Walking, Schwimmen, Langlaufen, Tanzen oder flottes Spazierengehen (mindestens 8.000 Schritte pro Tag), kombiniert mit zumindest zweimal wöchentlichem Krafttraining (z. B. Crunches, Kniebeugen, halbe Liegestütze etc.). Bevor man mit einem Trainingsprogramm startet, sollte man ein Check-up absolvieren - die ÖDG empfiehlt ein Belastungs-EKG (Ergometrie) durchzuführen, bei dem die maximale Herzfrequenz bestimmt wird.

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Ernährung. Zur Erhaltung der Lebensqualität sollten sich Menschen mit Diabetes außerdem ausgewogen ernähren. Dazu gehört etwa, dass man pflanzliche Fette den tierischen vorzieht - Oliven-, Raps-, Distel- oder Sonnenblumenöl liefern etwa hochwertige pflanzliche Fette. Tierische Fettquellen, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind wie z.B. Lachs, Hering, Makrele und Thunfisch und magere Fleischsorten wie beispielsweise Putenfleisch oder Huhn können genossen werden. Bei Milchprodukten wie Joghurt, Käse, Molke, Topfen greift man am besten zu fettarmen Varianten. Diabetes-Betroffene mit Bluthochdruck sollten außerdem ihren Salzkonsum auf maximal 6 g pro Tag beschränken und verstecktes Salz in industriell gefertigten Produkten meiden. Und generell sollte man auf versteckte Fette in Fertigprodukten wie etwa in Wurst, Fleisch, Käse, Süßspeisen, Knabbergebäck und Fertiggerichten achten. Süßspeisen werden nur in kleinen Mengen und gelegentlich konsumiert. Grundsätzlich sollte man langsam essen und ausreichend trinken (mind. 1,5-2 Liter am Tag Leitungswasser, Mineralwasser oder ungezuckerte Kräutertees).

Risikofaktor. Menschen mit Diabetes sollten darüber hinaus nicht rauchen, weil dadurch die Erkrankung verschlechtert wird und zudem Durchblutungsstörungen oder Gefäßverkalkungen verursacht werden können. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über Entwöhnungsmaßnahmen.

Lifestyleänderung. Für manche Patient:innen ist es jedoch schwer, alte Gewohnheiten zu ändern, meist fehlt den Betroffenen die persönliche Motivation dafür. Prim. Clodi empfiehlt seinen Patient:innen eine individuelle Maßnahme für sich zu finden, die für sie passt. "Die einen gehen gerne wandern, die anderen lieben das Radfahren", so der Arzt. Aber man muss sich auch nicht täglich bewegen - niemand ist immer diszipliniert. Vielleicht bewegt man sich eine Woche lang auch gar nicht. "Das Gleiche gilt auch für die Ernährung". so der ÖDG-Präsident. "An manchen Tagen kann man feiern, vielleicht etwas Fettiges essen oder zu viel essen. Vielen ist aber nicht bewusst, dass man einfach sehr viel leichter und besser leben kann, wenn man normalgewichtig ist. Schlanke Menschen können ein schöneres Leben genießen und Spaß haben, weil sie nicht bei jeder Bewegung Schmerzen empfinden."

Präventionsmaßnahmen

Hat man keine Beschwerden, sollte man ab 45 Jahren dennoch einmal im Jahr den Blutzucker bestimmen lassen, um Diabetes rechtzeitig zu erkennen. Auch vor dem 45. Lebensjahr wird in bestimmten Fällen das Diabetes-Screening empfohlen. Durch eine Lifestyle-Optimierung - ebenfalls durch die Kombination von Bewegung, Reduzierung von Übergewicht bzw. Vermeiden von Übergewicht und ausgewogener Ernährung kann man die Gesundheit erhalten.

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Empfehlung der Österr. Diabetes Gesellschaft (ÖDG): 7 Präventionstipps

1. Körperliche Aktivität
150 Minuten pro Woche mit bei mittlerer Intensität (bzw. 75 Minuten bei höherer Intensität oder eine Kombination daraus) und muskelkräftigende Übungen werden empfohlen.

2. Bewegung im Alltag
Einfache Umsetzungen. Treppensteigen statt Liftfahren, Radfahren oder Gehen statt das Auto oder den Bus zu benutzen, eine Haltestelle früher aussteigen und den restlichen Weg zu Fuß zurücklegen.

3. gesunde Ernährung
Vermeiden Sie Fertigprodukte und kalorienreiche Süßspeisen, verzichten Sie auf zuckerhaltige Getränke und reduzieren Sie den Verzehr von rotem Fleisch und tierischen Fetten.

4. mediterrane Kost
Essen Sie regelmäßig Fisch, frisches Gemüse und Obst (vorbehaltlich allfälliger Unverträglichkeiten, Allergien etc.) - aber mehr Gemüse als Obst. Verwenden Sie natives Olivenöl und achten Sie auf ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen, Hülsenfrüchten und Nüssen.

5. Gewichtsreduktion
Durch mediterrane Ernährung und Reduktion der Energiezufuhr um etwa 500 kcal pro Tag in Kombination mit ausreichender körperlicher Bewegung.

6. Rauchen
Herzgesundheit fördern. Rauchen stört die Stoffwechselprozesse, erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes und sollte daher vermieden werden.

7. Vorsorge
Sind Sie über 45 Jahre alt, sollten Sie Ihr Diabetesrisiko überprüfen lassen. Auch vor dem 45. Lebensjahr wird in bestimmten Fällen das Diabetes-Screening empfohlen:
- Wenn erstgradig Verwandte an Diabetes erkrankt sind
- Bei Übergewicht
- Bei Vorliegen eines metabolischen Syndroms
- Bei Bluthochdruck- Bei Fettstoffwechselstörungen, v.a. bei einem niedrigen HDL-Wert und Fettlebererkrankung
- Wenn Frauen bereits einen Schwangerschaftsdiabetes hatten
- Bei Vorliegen eines polyzystischen Ovarialsyndroms (PCO)  

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