Vom Kondom zur "Pille ohne Pause"

Was kann meine Verhütung?

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Alles über die häufigsten methoden und die „Pille ohne Pause“

Der Schutz vor ungewollter Empfängnis ist fester Bestandteil des verantwortungsvollen Sexuallebens. Doch nicht nur Schwangerschaft steht im Fokus: Auch Individualismus und nicht zuletzt Trends informieren heute die Wahl des Verhütungsmittels.

Die schönste Sache der Welt ist nicht ohne ihre Risiken. Denn obgleich sie uns zweifelsohne näherbringt, so können manche Folgen des Geschlechtsverkehrs weniger erfreuen und wieder andere das Leben gar auf den Kopf stellen. Eine solche Konsequenz: ungewollte Schwangerschaft. Um ihr vorzubeugen, braucht es Verhütungsmittel, die wirksam und sicher sind. Ein symbolischer Richtwert für diese Wirksamkeit ist der sogenannte „Pearl-Index“: Er gibt an, wie viele sexuell aktive Frauen trotz Verwendung einer bestimmten Methode zur Empfängnisverhütung innerhalb eines Jahres schwanger werden. Je niedriger der Pearl-Index ausgewiesen ist, desto sicherer ist die entsprechende Methode. Der Referenzwert sind dabei immer 100 Frauen. Ein Index von 1 bedeutet also, dass eine Frau aus 100 trotz Verhütung mit dieser Methode schwanger wurde. Der Pearl-Index kann jedoch immer nur als Richtwert betrachtet werden, da die tatsächliche Zuverlässigkeit in hohem Maße von der individuell richtigen Anwendung ­abhängt. Essenzieller Teil dieser Vorsorge ist das Wissen rund um den weiblichen Zyklus. Denn während Männer in der Theorie immer zeugungsfähig sind, ist der weibliche Körper nur in einem bestimmten Zeitfenster fruchtbar. Leider wird genau dieser Umstand oft zum Anlass für Fahrlässigkeit genommen.

Pearl-index: Die Methoden im Check 1/9
Der „Pearl-Index“ gibt an, wie viele sexuell aktive Frauen trotz Verwendung eines ­bestimmten Verhütungsmittels innerhalb ­eines Jahres schwanger werden. Je niedriger der Prozentsatz, desto sicherer. Ein Index von 1 bedeutet, dass von 100 Frauen, die ­diese Methode gewählt haben, trotz Verhütung eine schwanger geworden ist.


Wann bin ich fruchtbar?


Der durchschnittliche weibliche Zyklus dauert 28 Tage, allerdings unterscheidet sich die tatsächliche Dauer von Frau zu Frau mitunter stark und kann auch von Monat zu Monat schwanken. Eine Zyklusdauer von 23 bis 35 Tagen gilt als „normal“. An welchem Tag des Zyklus der Eisprung (Ovulation) stattfindet und die fruchtbare Phase einleitet, kann ebenfalls stark variieren, da eine Vielzahl hormoneller Faktoren auf den Zyklus einer Frau Einfluss nimmt. Als besonders fruchtbar gelten die zwei bis drei Tage vor der Ovulation sowie der Eisprungtag selbst. Tatsächlich kann das „fertile Zeitfenster“ aber größer sein oder sich häufig verschieben, weshalb es oft nicht eindeutig absehbar ist. Trifft in der fruchtbaren Phase eine gesunde Samenzelle auf eine gesunde Eizelle, ist die Chance einer ­Befruchtung sehr groß.

„Langzyklus“ und Individualismus liegen im Trend


Ohne Eisprung, keine Schwangerschaft – dieses Prinzip macht sich die kombinierte Antibabypille zunutze, indem sie den Eisprung verhindert. Jeden Monat wird das Präparat über drei Wochen hinweg eingenommen, danach folgt eine einwöchige Einnahmepause, in der die Monatsblutung einsetzt. Die Regelmäßigkeit und hohe Sicherheit der Pille bedeuten für viele Frauen allerdings auch ausgeprägte Symptome, bedingt durch die hormonellen Schwankungen. Eine Option, ebendiese zu umgehen, ist die Langzeiteinnahme der Pille. Besonders jene Frauen, die unter starken zyklusabhängigen Symptomen leiden, können von der „Pille ohne Pause“ profitieren. Welche Methode für jedes Paar die richtige ist, bleibt im Einzelfall zu entscheiden, denn nicht jedes Verhütungsmittel ist für jede Frau gleichermaßen geeignet und hat Vor– und Nachteile. Eine genaue Abklärung mit dem Gynäkologen, der Gynäkologin des Vertrauens ist daher essenziell.

Verhütung ohne Hormone

Als Kontrast zum „Langzyklus“ hat sich über die vergangenen Jahre ein gegensätzlicher Trend formiert: jener in Richtung hormonfreie Verhütung. Die Antibabypille galt lange Zeit als das Nonplusultra der Empfängnisverhütung, doch gerät sie und andere hormonell wirksame Verhütungsmittel ob ihres umfangreichen Eingreifens in den Hormonhaushalt immer wieder in Kritik. Auch die Sorge hinsichtlich Nebenwirkungen wird immer präsenter: So wird die Pille vermehrt als Risikofaktor für Thrombosen, v. a. in Kombination mit Rauchen, eingestuft. Der „Österreichische Verhütungsreport“ im Auftrag des Gynmed-Ambulatoriums stellte erneut einen Rückgang bei der Nutzung der Pille fest: 34 Prozent der ­gebärfähigen Frauen in Österreich nehmen aktuell die Pille. Im Jahr 2015 waren es noch 38 Prozent. Der Trend weg von hormoneller zeigt sich in einer Zunahme natürlicherer Verhütungsvarianten. So erfreuen sich etwa die hormonfreie Kupferspirale und ihre modernere Schwester, die Kupferkette, wachsender Beliebtheit. Die Präparate werden in die Gebärmutter eingesetzt, wo sie Kupferionen abgegeben, die die Beweglichkeit der Samenzellen hemmen und so eine Befruchtung verhindern. Auch gänzlich natürliche Verhütungsmethoden wie Zyklus-Tracking oder die „Temperaturmethode“ liegen im Trend,  sie gelten für sich alleine jedoch als sehr unsicher.

Allroundschutz mit Kondom


Nicht nur ungewollte Schwangerschaften sind ein Risiko, das der körperlichen Liebe eigen ist. Auch der Schutz vor Geschlechtskrankheiten ist ein wichtiges Thema, das in dem Diskurs rund um Verhütungsmittel nicht außer Acht gelassen werden darf.  Die nach wie vor einzige Form der Empfängnisverhütung, die auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt, ist das Kondom. Es kommt ohne Hormone und ohne Vorbereitung aus. Das Manko bleibt, dass seine Wirksamkeit als Empfängnisverhütungsmittel sehr stark von der korrekten Anwendung abhängig ist.

 

Vorsicht im Urlaub!

Risiko Zeitverschiebung

Zeitverschiebungen führen häufig zu Anwendungsfehlern der Pille: Werden die Hormone nicht zur selben Tageszeit eingenommen wie sonst, können sie ihre Wirkung verlieren. Bei der Minipille sollten Sie es mit den Einnahmezeiten besonders genau halten und schon im Vorfeld die Zeitverschiebung einkalkulieren: Die „leichte“ Pille toleriert nur eine Stunde Abweichung von der üblichen Einnahmezeit, um Wirksamkeit zu garantieren. Wird diese Toleranzstunde überschritten, droht die ­Unwirksamkeit der Verhütung.

Risiko Darmgesundheit

Bei (leider häufigen) Magen-Darm-Beschwerden im Urlaub kann die Pille ihre Wirksamkeit einbüßen. Setzen Sie in dem Fall unbedingt auf zusätzlichen Schutz!


Risiko Hitze

Wird die Pille bei Temperaturen über 25 Grad gelagert, können die enthaltenen Hormone beschädigt werden. Die Präparate daher unbedingt vor Licht und Wärme schützen (zur Not im Kühlschrank)!

Risiko „Kleben“

Achten Sie darauf, Ihre Hormonpflaster auf sauberer, trockener Haut anzubringen. Sonnengecremte oder schwitzende Haut bedeuten schlechtere Haftung und Wirksamkeit!


❯ Pille ohne Pause: Warum zum Langzyklus?

✏ So funktioniert die Antibabypille
Es werden Kombipille (enthält Östrogen und Gestagen) und Minipille (nur Gestagen) unterschieden:
1. Die Kombipille vereint dreierlei Wirkmechanismen: Sie verhindert den Eisprung, lässt den Gebärmutterhals-Schleim undurchlässiger werden und hemmt die Verdickung der Gebärmutterschleimhaut, um eine Einnistung einer Eizelle zu erschweren. Die Kombipille wird über 21 Tage täglich ­eingenommen, danach folgt eine Pillenpause mit Regelblutung.
2. Die Minipille wirkt zweierlei: Sie verändert ebenfalls den Gebärmutterschleim und hemmt die Verdickung der Gebärmutter. Sie verhindert nicht den Eisprung. Die Minipille kann standardmäßig ohne Pause eingenommen werden.

✏ Das passiert in der „Pause“
Während der Pillenpause kommt es zu einem Hormonabfall, der die (so sehr ­regelmäßige) Monatsblutung einsetzen lässt. Diese starken Hormonschwankungen können vielfältige Symptome auslösen, z. B. starken Regelschmerzen, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und mehr.


✏ Vorteile des Langzyklus
Um diesen negativen Symptomen vorzubeugen und die Monatsblutung längere Zeit zu verzögern, kann die „Pille ohne Pause“ eine Option sein. Hierbei wird das Präparat über ein paar oder mehrere Monate durchgehend eingenommen. Es kann dabei zu Zwischenblutungen kommen. Achtung: Nicht jedes Präparat ist für den Langzyklus geeignet! Sprechen Sie daher unbedingt mit Ihrem Gynäkologen, Ihrer ­Gynäkologin – auch darüber, wie oft eine Pause erfolgen sollte.

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