Frustessen vs. Fasten

Was Stress mit dem Essverhalten macht

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Stress bringt gleich viele Menschen zum Frustessen wie zum Fasten

Unter Stress reagieren manche Menschen mit dem sprichwörtlichen "Frustessen". Wie viele das tatsächlich tun, haben Psychologen der Uni Salzburg im Rahmen eines über fünf Jahre laufenden Forschungsprojekts untersucht. Ihrer Analyse nach gibt es rund gleich viele "Frustesser" wie Leute, die bei Stress weniger essen. Für weitere Studien zu Essstörungen suchen die Forscher noch Teilnehmerinnen.

Zusammenhang zwischen Stress und Essverhalten untersucht

Mit der Verbindung zwischen Emotionen und dem Essverhalten setzt sich das Salzburger Team um den Essstörungsforscher Jens Blechert auseinander, teilte die Uni Salzburg am Donnerstag mit. Dafür wurde ihm vom Europäischen Forschungsrat (ERC) ein mit 1,3 Millionen Euro dotierten "ERC Starting Grant" zuerkannt.

Die Forscher haben dafür neue Fragebögen entwickelt, in denen zwischen Stress und verschiedenen negativen Emotionen wie Traurigkeit, Ärger, Ängstlichkeit sowie positiven Emotionen unterschieden wird. Überraschend seien erste Befunde zum "emotionalen Über- und Unteressen": "Unsere Ergebnisse zeigen konsistent, dass in etwa gleich viele Menschen berichten, bei Stress weniger zu essen, wie Menschen, die berichten, bei Stress mehr zu essen. Viele berichten natürlich auch, dass sich ihre gegessene Nahrungsmenge durch Stress nicht ändert. Gleiches gilt für das Essen bei Fröhlichkeit", so Projektmitarbeiter Adrian Meule.

Frust vs. Heiterkeit

Sind Menschen hingegen traurig, tendierte die Mehrheit dazu, mehr zu essen. "Dass die meisten bei Ärger und Ängstlichkeit weniger essen, könnte mit der körperlichen Erregung zusammenhängen, sie unterdrückt den Appetit", sagte Meule. Auffallend sei, dass jene, die angeben, in schlechter Stimmung mehr zu essen, oft bereits einen höheren Body Mass Index (BMI) hätten. Schlankere Personen hingegen gaben häufiger an, vor allem in guter Stimmung sozusagen "reinzuhauen".

In weiteren Studien wollen die Wissenschafter nun die Mechanismen hinter Essstörungen weiter erforschen. Laut Schätzungen sind rund zehn Prozent der österreichischen Bevölkerung beispielsweise von Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) oder der Binge-Eating Störung (gekennzeichnet durch "Fressanfälle" und erhöhtes Gewicht) betroffen. "Unser Ziel ist es, die verhängnisvolle Verbindung zwischen Essen und Emotion aufzulösen. Wir möchten individuelle Trainingsmethoden für Frustesser entwickeln", so Blechert.

Für ihre neue Studie über die neuronalen Grundlagen von Frustessen, Gewichtsprobleme, und Essanfälle suchen die Psychologen noch Teilnehmerinnen zwischen 16 und 50 Jahren mit einem BMI ab 25.

Mehr Informationen unter www.essforschung.at

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