Essen als Medizin

So einfach geht ayurvedische Ernährung

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Wie Ayurveda zu mehr Wohlbefinden führt und was die Verdauung damit zu tun hat, erfahren Sie hier. 

Für die Gesundheit ist eine ausgewogene Ernährung von enormer Wichtigkeit. Deshalb steht in der ayurvedischen Heilkunst die Nahrungsaufnahme (Ahara) im Zentrum der Lehre und wird sogar als Form der Therapie angesehen. Der Treibstoff, den wir uns zuführen, entscheidet nicht nur über unser Wohlbefinden und die uns zur Verfügung stehende Energie, sondern auch über die Gesundheit unseres Darms. Und dieser ist schließlich mit mehreren Milliarden Nervenzellen die wichtigste Steuerzentrale des ­Organismus, sozusagen unser zweites Gehirn sowie auch der Sitz des Immun­systems. 
 
Gut verdaut. Schon früh wusste man: Je besser unsere Verdauung, desto gesünder sind wir. Für eine gut funktionierende Verdauung spielen im Ayurveda die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha mit dem ­Agni – dem Verdauungsfeuer – zusammen. Befinden sich die Doshas in ihrer Balance, ist das Agni angemessen leistungsfähig und die aufgenommene Nahrung kann optimal umgewandelt werden. Deshalb ist es laut der Lehre immens wichtig, mit einer passenden Ernährung und ­Lebensweise das Agni zu stärken.
 
Aus der Balance. Ein geschwächtes Verdauungsfeuer macht den Stoffwechsel und damit Körper und Gehirn träge. Stoffwechselrückstände häufen sich an. Diese kann man sich als Schlacken vorstellen, die den Verdauungstrakt „verkleben“. Im Ayurveda werden Schlacken „Amas“ genannt und beziehen sich auf unverdaute Nahrungsrückstände. Ursachen für Amas können ungesunde Ernährungs- und ­Lebensgewohnheiten, aber auch Bewegungsmangel, Stress, Medikamente und Alkohol sowie Nikotin sein. Als Symptome äußern sich Müdigkeit, Antriebslosigkeit, häufige Infektionen, Verdauungsbeschwerden oder unreine Haut und brüchige Nägel. Das Ziel des Ayurveda ist die Bildung von Ama zu verhindern bzw. vorhandenes Ama zu lösen und auszuscheiden. Das gelingt mit einer Ernährung nach dem ayurvedischen Ansatz. Dabei geht es aber nicht darum, diese Basics verbissen umzusetzen, sondern jene Tipps herauszunehmen, die für die eigenen Bedürfnisse stimmig sind. 
 
Saisonal. Jetzt im Sommer eignen sich beispielsweise „Pitta“-Rezepte hervor­ragend als Cool-down-Gerichte. Im Herbst und (frühen) Winter sind Vata-Rezepte ideal und im (späten) Winter und Frühling wirken Kapha-Gerichte wohltuend. Doch nicht nur die Jahreszeit ist ausschlaggebend für die Zusammenstellung eines Gerichts, auch das jeweilige Dosha verlangt nach verschiedenen Zutaten. Der Pitta-Esstyp, der oft seine Mahlzeit hinunterschlingt sollte eher auf milde Gerichte setzen und diese in Ruhe mit lauwarmen Wasser zu sich nehmen. Auch kleine Mengen an Rohkost sind für diesen Typen kein Problem. Für den Kapha-Esstypen (den Genießer) ist es wichtig, leichte, stimulierende Gerichte zu essen und Pausen zwischen den Mahlzeiten einzulegen – das hilft der eher langsamen Verdauung. Der Vata-Esstyp vergisst häufig zu essen, deshalb ist eine regelmäßige Nahrungsaufnahme von Vorteil. Gesunde Fette dürfen bei diesem Typen außerdem reichhaltig eingesetzt werden. 

Achtsam. Natürlich sind auch Misch­typen möglich. Am besten hört man auf seinen Körper und dessen natürliche Bedürfnisse, dieser sagt nämlich genau, was er wann benötigt und auch wie viel davon. Wenn Sie sich jetzt etwas Gutes tun möchten, testen Sie die ayurvedischen Tipps (s. Infobox) und kochen Sie ayurvedische Rezepte für die Pitta-Zeit. In den ayurvedischen Schriften heißt es, dass eine gute Ernährungsweise Glück und Zufriedenheit bringt. 
 
10 Tipps für den Genuss
1. Gekochte Speisen
Der große Vorteil von gekochten Speisen ist, dass der Körper weniger Energie aufwenden muss, um die Mahlzeit zu verdauen. Und: Bei schonender Zubereitung bleiben auch viele Nährstoffe erhalten!

2. Warmes Frühstück
Um das Frühstück optimal verdauen zu können, sollte es warm, nahrhaft und leicht sein. Porridges sind ideal, Vollkornwaffeln, eine Misosuppe oder ein warmer Frühstückssmoothie ­geht natürlich auch.

3. Reichlich zu Mittag 
Mittags befinden wir uns in der Pitta-Zeit, deshalb sollte hier auch die ­größte Mahlzeit des Tages verspeist werden. Als Richtwert für die Speisengröße gilt eine Schale, die man mit beiden Händen formen kann.
 
4. Leichtes am Abend 
Unsere Verdauung läuft am Abend nicht mehr auf Hochtouren, deshalb reicht ein kleines, leicht bekömmliches Abendessen. Tipp: Auch auf Rohkost verzichten, denn diese ist schwer verdaulich!
 
5. Warme Getränke 
Kalte Getränke schwächen unsere Verdauung und brauchen viel Energie, deshalb immer (lau-)warme Getränke bevorzugen.
 
6. Pausen
Geben Sie der Verdauung eine Verschnaufpause zwischen den drei Mahlzeiten. Vom Snacken wird eher abgeraten.
 
7. Früchte  
Rohe Früchte sollten nur auf nüchternen Magen in kleinen Mengen ge­gessen werden.
 
8. Saisonal & regional
Kaufen Sie regional und saisonal, so ist die Nährstoffdichte am größten.
 
9. Viele Geschmäcker
Süß, sauer, scharf, salzig, bitter und adstringierend (zusammenziehend) – das sollte auf dem Plan stehen.
 
10. Das 80:20-Prinzip 
Essen Sie 80 % ayurvedisch und gönnen Sie sich 20 % ihrer Lieblingsspeisen.
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