Konferenz in Wien

Österreicher verbringen immer mehr Jahre in Krankheit

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Kongress für Öffentliche Gesundheit in Wien findet unter dem Motto "Alle für Gesundheit - Gesundheit für Alle" statt.

Gesundheit ist mehr als Medizin. Soziale und politische Grundbedingungen, Bildung, Umwelt und schließlich das Gesundheitssystem spielen zusammen. Das ist der Grundtenor der 9. Europäischen Konferenz für Öffentliche Gesundheit, die derzeit (bis 12. November) in Wien stattfindet.

"Alle für Gesundheit - Gesundheit für Alle" lautet das Motto der Konferenz der Europäischen Fachgesellschaft für Öffentliche Gesundheit (EPH) mit fast 2.000 Teilnehmern. Thomas Dorner (MedUni Wien), Präsident der österreichischen Teilgesellschaft, sagte dazu am Donnerstag bei einer Pressekonferenz: "Es geht um die Frage, was dazu beitragen kann, möglichst viel an Gesundheit für möglichst viele Menschen zu erreichen."

Österreich nicht im Spitzenfeld

Österreich ist in wichtigen Belangen - so die Statistiken - nicht im Spitzenfeld. "Unsere Gesamtausgaben für Gesundheit sind in Österreich mit 10,1 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt etwas höher als im OECD-Durchschnitt mit 8,8 Prozent. Es gibt aber Länder, die weniger für die Gesundheit ausgeben und eine höhere Lebenserwartung aufweisen."

Zwar sind die dazu immer wieder zitierten OECD-Vergleiche mit Vorsicht zu betrachten, doch einen Hinweis können sie schon geben: In Italien werden 8,8 Prozent des BIP für Gesundheit aufgewendet. Die durchschnittliche Lebenserwartung liege aber mit 83,2 Jahren um 1,5 Jahre höher als in Österreich, betonte der Experte. Es müsse also wesentliche andere Faktoren als ausschließlich das Geld für das Gesundheitswesen geben, welche hier eine Rolle spielen.

"Vienna Declaration"

Eine bei der Konferenz in Wien präsentierte "Vienna Declaration" als Erneuerung und Präzisierung der 30 Jahre alten "Ottawa Charta" auf diesem Gebiet nennt als Leitfaden folgende Fakten: Frieden und Leben ohne Gewalt (öffentlich und privat), leistbare und gesunde Ernährung, Bildung für alle unabhängig jedweder Gruppenzugehörigkeit, gesunde Umwelt (z.B. Wasser) ein politische System mit hohem Schutz für die Menschen, gesunde Arbeitsbedingungen sowie eine fürsorglich erlebte Kindheit. Genauso wichtig: "Ein angemessenes Einkommen, verbunden mit Schutz vor außergewöhnlichen finanziellen Belastungen und hoher Verschuldung."

Gesunde Lebenserwartung wird vernachlässigt

Alle diese Hauptfaktoren mit ihren vielen Facetten wirken nicht einzeln, sondern zusammen. Das macht ein Reagieren auf allen Ebenen notwendig, betonte Pamela Rendi-Wagner, Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium: "Wir brauchen auch die anderen Politikfelder." Die Kooperation, Koordination und gemeinsame Evaluierung alle Maßnahmen zur Steigerung der Gesundheit müssten gestärkt werden. Hier gebe es vor allem bei den "gesunden Lebensjahren" noch viel zu tun. "Wir feiern alle paar Jahre die steigende Lebenserwartung in Österreich und Europa. (...) Die gesunde Lebenserwartung ist aber in den vergangenen Jahren nicht im gleichen Ausmaß gestiegen. Die Österreicher verbringen immer mehr Jahre in Krankheit und mit Beeinträchtigungen."

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