Weltnichtrauchertag 31. Mai

E-Zigaretten und "Heets" sehr gefährlich

Teilen

Neurologe warnte ebenso vor Tabakerhitzer - Neuberger: Nur bei völligem Rauchstopp gewinnen versteifte Arterien wieder an Elastizität

Der Weltnichtrauchertag der WHO legt diesmal den Schwerpunkt auf "Tabakkonsum und Herzerkrankungen". Rauchen und Passivrauchen sind weltweit für rund zwölf Prozent der Todesfälle infolge von Herzerkrankungen verantwortlich. Manfred Neuberger von der Abteilung für Umwelthygiene der MedUni Wien warnte am Dienstag auch vor E-Zigaretten, deren täglicher Konsum das Risiko eines Herzinfarktes verdopple.

Land der Raucher

In Österreich rauchen täglich 1,8 Millionen Menschen, wie die zuletzt 2014 durchgeführte Gesundheitsbefragung der Statistik Austria zeigt. Laut "Eurobarometer" liegt Österreich mit 33 Prozent Raucher an vierter Stelle innerhalb der Europäischen Union. 14.000 Menschen sterben in Österreich jährlich an den Folgen des Tabakkonsums, wie das Gesundheitsministerium laut Aussendung der MedUni vom Dienstag schätzt.

Seit Mai gilt in Österreich nach einer Novellierung des Nichtraucherschutzgesetzes ein Rauchverbot an öffentlichen Orten, ohne die Option für spezielle Raucherräume in Unterrichtsräumen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Für die Gastronomie besteht allerdings eine Ausnahmeregelung, nach der je nach Größe des Lokals getrennte Bereiche möglich sind, oder bei kleinen Lokalen eine Deklarierung als Raucher- oder Nichtraucherlokal zu erfolgen hat. Außerdem ist das Rauchen im Auto verboten, wenn sich Kinder oder Jugendliche darin befinden.

Gefahren von E-Zigaretten stark unterschätzt

Diese Novellierung war Anlass für den Internisten Neuberger auf die gesundheitlichen Risiken des Tabakrauchs hinzuweisen. Hinlänglich bekannt sei, dass viele Erkrankungen eine Folge des Rauchens von Zigaretten sein können, darunter auch im kardiovaskulären Bereich. Jene der E-Zigaretten werde aber deutlich unterschätzt, so Neuberger: "Wir wissen heute, dass kardiovaskuläre Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall auch bei oxidativem Stress durch E-Zigaretten zu erwarten sind. Das wird noch verstärkt durch Gefäßwirkungen, die das Nikotin verursacht."

E-Zigaretten verbrennen keinen Tabak, sondern verdampfen eine zumeist Nikotin enthaltende Flüssigkeit. Einer der Hauptbestandteile ist oft das für den entstehenden Dampf verantwortliche Propylenglykol. Außerdem finden sich in E-Zigaretten Aromen wie Menthol, Vanille und dergleichen. Über die Spätfolgen der E-Zigarette gibt es widersprüchliche Aussagen von Forschern. Doch legen jüngste US-Studien den Schluss nahe, erläuterte Neuberger, dass regelmäßiger Konsum zu ähnlichen Störungen führt wie Tabakrauch. Es komme zur Abnahme der Herzfrequenz­-Variabilität, Versteifung und Reduktion der Erweiterbarkeit von Arterien, erhöhter Blutgerinnung sowie erhöhter Oxidation von Lipoproteinen. Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht sich dadurch auf Dauer.

Verdoppeltes Herzinfarkt-Risiko

"Die tägliche Verwendung von E-Zigaretten verdoppelt das Risiko eines Herzanfalls, Tabakzigaretten verdreifachen das Risiko und die abwechselnde Verwendung von Tabak- und E-Zigaretten verfünffachen es", betonte Neuberger. Auch nikotinfreie E-Zigaretten bergen Risiken wie Entzündungsreaktionen der Atemwege und Epithelschädigung in Mund und Lunge, vermutlich durch Reizstoffe und freie Radikale im Aerosol. Problematisch sieht Neuberger vor allem Nikotin enthaltende E-Zigaretten, die den Einstieg in die Nikotinsucht erleichtern und den Ausstieg erschweren würden.

Mindestens ebenso gefährlich seien jene seit Kurzem am Markt erhältlichen Tabakerhitzer, die sogenannten Heets. Hierbei wird echter Tabak erhitzt, aber nicht verbrannt. Es entstünden Stoffe, die das Erbgut verändern können und möglicherweise krebserregend wirken. Das Suchtpotenzial sei aufgrund der Menge an Nikotin vergleichbar mit dem von Zigaretten. "Auch Personen, die unmittelbar neben 'Heet' rauchenden Menschen stehen, werden durch den sogenannten Dampf mit Nikotin sowie herz- und gefäßwirksamen Partikeln und mit Spuren krebsfördernder Stoffe belastet", warnte der Mediziner.

Rauchern könne man nur zum völligen Rauchstopp raten, damit ihre versteiften Arterien wieder an Elastizität gewinnen. Gegen starke Entzugserscheinungen kann ein vorübergehender Nikotinersatz helfen, aber nicht in Form von 'Heets' oder E-Zigaretten, sondern ein nach Arzneimittelgesetzen kontrolliertes Präparat aus der Apotheke, betonte Neuberger.

Das geschieht beim Rauchen im Körper:

Das verursacht Rauchen im Körper 1/6

Die Sucht

Größtes Problem beim Rauchen: Nikotin macht süchtig! Nach einem Zug an einer Zigarette ist es innerhalb von nur sieben Sekunden im Gehirn angelangt und überwindet die Blut-Hirn-Schranke. Somit hat es freie Bahn, die Nervenzellen des Gehirns direkt in deren Aktivität zu beeinflussen. Der psychostimulierende Effekt tritt ein. Je nach individuellem Rauchverhalten zählt Nikotin zu den am schnellsten süchtig machenden Substanzen.
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo