Medizinischer Durchbruch

Forscherin entdeckt Ursache für plötzlichen Kindstod

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Ein Team um die Forscherin Dr. Carmel Theres Harrington identifizierte ein Enzym als Ursache für den plötzlichen Kindstod.

Durch Aufklärung sinken die Zahlen von Plötzlichen-Kindstod-Fällen seit Jahren. Dennoch sterben immer noch Säuglinge unerwartet und ohne erkennbare Ursache. Jetzt gelang australischen Forschern der Durchbruch: Ein Team um die Forscherin Dr. Carmel Theres Harrington identifizierte ein Enzym als mögliche Ursache für den plötzlichen Kindstod. Die Ergebnisse ihrer Forschung veröffentlichten die Mediziner in der Fachzeitschrift The Lancet.

Forschung an 60 Kindern

Für ihre Untersuchungen haben die Wissenschaftler:innen das Blut von 60 Kindern, die am „Sudden Infant Death Syndrome“ (SIDS) – wie man den plötzlichen Kindstod nennt – gestorben sind, mit dem Blut gesunder Kinder verglichen. Die Kinder waren zwischen 1 Woche und 2 Jahren alt, als sie unerwartet aufgehört hatten zu atmen.

Biomarker als Ursache entlarvt

Vor der Studie herrschte in der Fachwelt bereits die Annahme, dass SIDS möglicherweise durch eine Störung im Gehirn ausgelöst wird, so dass die Verbindung von Schlaf und Atmung nicht mehr richtig reguliert wird. Dies hat das Team nun belegt: Den Ergebnissen zufolge ist ein Biomarker, nämlich das Enzym Butyrylcholinesterase (BChE), schuld daran, dass Kinder im Schlaf aufhören zu atmen. Bei den an SIDS gestorbenen Kindern war die Aktivität dieses Enzyms deutlich niedriger als bei der Vergleichsgruppe. Dies könnte auch der Grund sein, warum der plötzliche Kindstod meistens im Schlaf auftritt.

Forscherin selbst betroffen

Die leitende Forscherin Carmel Harrington ist selbst betroffen: Vor 29 Jahren starb ihr zweijähriger Sohn im Schlaf am plötzlichen Kindstod. Eine Ursache wurde nie festgestellt. „Sie sagten nur, es sei eine Tragödie. Aber es war eine Tragödie, die sich nicht mit meinem wissenschaftlichen Verstand vereinbaren ließ", erzählet Harrington dem TV-Sender ABC.. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, rief Harrington eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, um ihre Forschungen zu finanzieren.

Risiko für Plötzlichen Kindstod erkennen

Der medizinische Durchbruch ermöglicht es künftig Säuglinge mit SIDS-Risiko rechtzeitig zu erkennen, beispielsweise durch einen Screening-Test, so die Forschenden in ihrer Studie. Darüber hinaus könnten sie einen Ansatz liefern, dieses Risiko zu vermeiden. Dazu müsse aber weiter geforscht werden. Carmel Harrington ist es auch wichtig, dass die Eltern der an SIDS verstorbenen Kinder nun die Ursache erfahren: „Diese Familien können jetzt mit dem Wissen leben, dass es nicht ihre Schuld war.“ Für sich selbst bezeichnete die Schlafforscherin die Erkenntnisse zur Ursache für den Plötzlichen Kindstod als ein „Geschenk zum Muttertag“ und einen wichtigen Schwerpunkt für ihre zukünftige Forschung.

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