Tipps von Sport-Doc Dr. Manfred Wonisch

Zurück in den Sport nach Covid

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 Nach einer Covid-19-Erkrankung kann die Rückkehr in die Bewegung eine Herausforderung darstellen.Dr. Wonisch gibt Tipps für den Sport-(Wieder-)Einstieg und klärt über mögliche Risiken auf.  

Wieder genesen und bereit, endlich Bewegung zu machen? Nach einer Covid-19- Erkrankung ist Vorsicht geboten! Ein überstürzter (Wieder-)Einstieg in den Sport kann gefährlich für das Herz-Kreislauf-System sein. Die gesund&fit-Redaktion bat den Kardiologen und Sportmediziner Dr. Manfred Wonisch zum Interview: Welche Risiken verfrühte Bewegung mit sich bringt, wann Sportmachen wieder erlaubt ist und die besten Experten-Tipps für den Wiedereinstieg haben wir für Sie zusammengefasst.


Was macht Corona mit dem Körper? Wie hinterlässt das Virus unseren Körper?
Dr. wonisch:
Bei schweren Fällen von Covid-19 handelt es sich um eine generalisierte Entzündungsreaktion, die verschiedene Organe betreffen kann, wie Lunge oder Herz. Aber auch wenn die Infektion moderat verläuft, kann das Herz betroffen sein. Kürzlich bestätigte dies eine Untersuchung von US- College-Athleten, die zwar mit Covid-19 infiziert waren, aber keine oder nur moderate Symptome hatten. Eine Magnetresonanz am Herzen zeigte bei 56 Prozent der Athleten Veränderungen am Herzbeutel. Auch Herzmuskelentzündungen und Herzbeutelergüsse werden beobachtet. Das heißt natürlich nicht, dass in jedem Fall dauerhafte Schäden am Herzen zurückbleiben.


Wie kann sich eine Herzmuskelentzündung äußern?
Dr. Wonisch:
Mögliche Anzeichen für eine Herzmuskelentzündung können zunehmende Erschöpfung, Atemwegsbeschwerden bei Anstrengungen oder Müdigkeit sein. In einzelnen Fällen kann es zu Kopf- oder Gliederschmerzen kommen oder man spürt Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich. Die Symptome sind aber nicht immer eindeutig, weshalb man im Zweifelsfall zum Arzt sollte.


Was sind die Risiken von Covid-19, konkret bezogen auf Herz-Kreislauf?
Dr. Wonisch:
Bei schweren Fällen kann die Blutgerinnung gestört sein, das kennt man auch bei anderen intensivpflichtigen Krankheiten. Bei Covid-19 ist daher die Gefahr einer Thrombose und/oder Lungenembolie noch größer, weshalb bei stationären Aufenthalten frühzeitig mit einer Blutverdünnung durch Heparinspritzen vorgebeugt wird.


Ab wann darf ich nach einer Erkrankung wieder in den Sport einsteigen?
Dr. Wonisch:
Hier gibt es klare Empfehlungen der kardiologischen und sportmedizinischen Fachgesellschaften: Positiv Getestete ohne wesentliche Symptome sollten für zwei Wochen keinen Sport machen. Bei symptomatischen Verläufen ohne Lungenbeteiligung sollte man frühestens zwei bis vier Wochen nach Symptomfreiheit mit der Belastung starten, mit Lungenbeteiligung nach frühestens vier Wochen. Nach einer Herzmuskelentzündung frühestens nach drei Monaten, eher nach sechs Monaten mit Sport beginnen.


Wer kann mich beim Wiedereinstieg in die Bewegung unterstützen, wenn ich mir unsicher bin?
Dr. Wonisch:
Am besten lässt man sich ärztlich untersuchen, je nach Symptomatik am ehesten von einem Lungenfacharzt oder Kardiologen – optimalerweise jemand, der sich in der Sportmedizin auskennt. Zur genaueren Abklärung und Entscheidung eines (neuerlichen) Sportbeginns sind Blutbestimmungen und EKG notwendig, üblicherweise auch ein Ultraschall des Herzens und Lungenfunktion. Außerdem sollte ein Kardiologe entscheiden, ob weitere Untersuchungen wie Belastungs-EKG oder eine Magnetresonanz des Herzens notwendig sind. Auch eine lungenfachärztliche Abklärung ist oft sinnvoll.


Welche Tipps haben Sie für den Sport-Wiedereinstieg?
Dr. Wonisch:
Spricht aus medizinischer Sicht nichts gegen eine Wiederaufnahme eines Bewegungsprogramms, sollte sich dieses an den jeweiligen Trainingszielen und den vorhandenen Zeit-Ressourcen orientieren. Es macht einen großen Unterschied, ob man als Ziel hat, seine Cholesterin- und Blutzucker-Werte zu verbessern und an Gewicht zu verlieren oder ob man sich auf einen Marathon vorbereiten möchte. Eines gilt aber für alle Fälle: Dauerhaft motiviert bleibt man nur bei einem Bewegungsprogramm, das gut zu einem passt. Wenn man erst kürzlich eine Infektion überstanden hat, ist eine sportwissenschaftliche Trainingsbegleitung empfehlenswert, um Übertraining zu vermeiden. Auch helfen laufende Re-Tests und Fortschritts-Monitoring dabei, seine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.
                        

Doz. DDr. Manfred Wonisch ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Sportmedizin (Leistungsphysiologie) in Graz. Er ist spezialisiert auf Erkrankungen der inneren Organe, Vorsorge und Gesundheits­beratung sowie Leistungsdiagnostik und Trainingsberatung. Seit letztem Jahr führt Dr. Wonisch seine internistische Kassenordination in Graz. Zuvor war er ärztlicher Direktor des Franziskus Spitals Wien und ärztlicher Leiter der Internen Abteilung des Franziskus Spitals Margareten.  

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