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Die neue Lust am Wandern

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Wandern ist ein Glücksspender für die Psyche: 90 Prozent fühlen sich nach einer Tour wohler.

Es gibt sie, die Momente voller Glück: wenn man oben am Gipfel erschöpft den Blick über Täler hinweg in die Ferne schweifen lässt. Wenn man dann in der milden Nachmittagssonne eine Tasse Tee trinkt und mit sich selbst im Reinen ist.

Wer wandert, der kennt diese Momente – und zehrt auch dann noch von ihnen, wenn er längst wieder zurück im Trubel des Alltags ist. Kein Wunder, dass Wandern boomt – und zwar bei Jung und Alt. Auch immer mehr Prominente ziehen Wanderungen in der Natur dem Fitness-Studio vor.

Wild auf Wandern. Was viele jedoch unterschätzen, sind die enormen Gesund-Benefits, die der Bergsport mit sich bringt: „Flottes Gehen beschleunigt den Puls und stärkt dadurch das Herz-Kreislauf-System. Dies kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern und den Blutdruck positiv beeinflussen“, erklärt Sportwissenschafter Claus Bader.

Gut fürs Herz: Elastische Gefäße
Voraussetzung ist freilich, dass die moderate Bewegung regelmäßig erfolgt. Sogar Patienten mit einer Herzerkrankung können ohne Gefahr einer Überlastung im Flachland aktiv sein. Durch die gleichmäßige, aber stetige Bewegung beim Wandern erhöht sich die Pumpleistung des Herzens – das hält die Blutgefäße elastisch. Langfristig kann Wandern auch den Blutdruck senken: Während man aktiv ist, werden Stoffe freigesetzt, die Verkalkungen reduzieren. Für den positiven Effekt reicht es sogar schon, einmal pro Woche etwa eineinhalb Stunden zu wandern.

Top für Immunabwehr & Psyche
Durch die Muskelaktivität beim Wandern wird vermehrt das Hormon „Interleukin-6“ ausgeschüttet. Das wiederum mobilisiert die weißen Blutkörperchen, die entscheidenden Einfluss auf unser Abwehrsystem haben. Erreger werden so besser erkannt und Entzündungsprozesse gedrosselt. Übertreiben sollten Sie es aber nicht: Zu intensiver Sport schwächt die Immunabwehr. Moderate Bewegung, wie beim Wandern, ist jedoch ideal.

Auch gegen innere Unruhe und überreizte Nerven hilft Wandern: Erstens, weil durch jede Form der Bewegung das Stresshormon Cortisol abgebaut wird. Zweitens, weil durch die monotone Bewegung unser Gehirn entlastet wird und man so Freiräume für neue Gedanken schafft.

Zudem ist Wandern ein echter Stimmungsaufheller, der in der Psychotherapie sogar gegen Depressionen eingesetzt wird. Die Natur verstärkt den Gute-Laune-Effekt noch. Englische Forscher bezeichnen dieses Phänomen als „Vitamin Green“. Kein Wunder, dass sich 90 Prozent aller Wanderer nach einer Tour „insgesamt besser“ und über 80 Prozent „glücklich und zufrieden“ fühlen.

Die Forschung bestätigt das: Insbesondere bei lang andauernder Bewegung bilden sich im Körper Glückshormone wie Serotonin und Endorphin, die dem Gehirn inneres Wohlbefinden signalisieren.

Killt Fett und formt Muskeln
Wandern ist ein perfekter Fettkiller: Bis zu 1.800 Kalorien bleiben bei einer dreistündigen Wanderung auf der Strecke – das ist fast so viel wie beim Joggen über den gleichen Zeitraum. Freilich spielen hier auch Schwierigkeitsgrad und bewältigte Höhenmeter eine Rolle: Im Flachland verbraucht eine normalgewichtige Frau während eines einstündigen Marschs etwa 350 Kalorien; bei einer Stunde Bergwandern bis zu 600.

Waden-, Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur werden am meisten gefordert. Willkommener Nebeneffekt des Muskeltrainings: Es schützt die Gelenke, stärkt die Knochen und verringert so das Risiko für Osteoporose.

Für Anfänger ist es übrigens besser, bergauf zu wandern und gegebenenfalls bergab die Gondel zu nehmen. Grund: Bergab muss man das eigene Körpergewicht abfangen. Ist man sehr schwer oder hat man zu wenig trainierte Muskeln, kann dies die Gelenke stark belasten. Hilfreich ist hier auch der Einsatz von Stöcken, die helfen, das Körpergewicht abzufedern.

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