Hollywoods Beauty Fails

Experten Talk: Do's & Dont's bei Filler & Co.

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Gemacht, künstlich, maskenhaft - Hollywoods Beauty-Fails häufen sich. Die Plastische Chirurgin Dr. Sabine Apfolterer verrät, was bei Madonna, Kylie & Co. schief gelaufen ist und wie Filler und Botox zu natürlichen Ergebnissen führen.

Eigentlich weiß sie gar nicht, warum sie es getan hat. Schließlich habe sie von Natur aus schöne Wangenknochen und eine elegante Kinnlinie. Sie hat es trotzdem getan. Immer und immer wieder. Bis Filler und Co. ihr Gesicht komplett verfremdeten und deformierten. "Es hat einfach jeder getan", reflektiert Reality-Star Blac Chyna in ihre Smartphonekamera. Sie also auch - und ist dem Reiz der Optimierung erlegen: noch höhere Wangen, noch größere Lippen, ein noch breiteres Kinn. Und das in so jungen Jahre. Diese Instagram-Videobotschaft dreht der 34-jährige US-Promi am Weg zu ihrer zweiten "Disolving"-Sitzung bei der Schönheitsärztin. "Disolving" - das englische Wort für Auflösung - ist Hollywoods jüngster Beauty-Trend. Dabei werden die mittlerweile ungeliebten Füllstoffe mit einem Gegenmittel wieder aus dem Gesicht geschleust.

Aufreger-Gesichter

So wie viele andere Frauen hat Blac Chyna sich über Jahre hinweg "immer mehr Schichten Hyaluron" in ihr Gesicht einbringen lassen. Hyaluronsäure ist ein körpereigener Stoff, der dem Gesicht u. a. Volumen geben kann. Er löst sich auf, allerdings nicht immer. Oftmals hinterlässt ein Filler-Treatment dauerhafte Schwellungen im Gesicht. Das Material wandert und verursacht - wie bei Blac Chyna deformierte, asymmetrische Lippen.

Popstar Madonna machte zuletzt bei ihrem Auftritt bei den Grammys das "Pillow Face" weltberühmt. Es sticht durch extrem aufgepolsterte Proportionen ins Auge. Nicht nur Filler, sondern auch Botox-Exzesse geraten ins Rampenlicht. Schauspielerin Nicole Kidman trägt Bunny Lines - die unnatürlichen Fältchen auf der Nase. Kylie Minogue sieht man auf Fotos mit gefrorener Mimik - dem Frozen Face.

Hollywood Beauty Fails

Popstar Madonna (64) sorgte mit ihrem künstlichen antlitz bei den Grammys für Diskussionen. Sie machte das aufgepolsterte Gesicht weltberühmt. Wie es entsteht: "Wenn versucht wird, durch exzessive Volumengabe (Filler wie Hyaluron, eigenfett) ein Facelift zu ersetzen. einzelne Bereiche wie Wangen sind überdimensioniert. Im restlichen Gesicht (unteres Gesicht) fehlt es oft an Volumen. es kommt zu einer Inbalance - das Gesicht wirkt künstlich", so expertin Dr. Sabine Apfolterer. Kann man es rückgängig machen? Hyaluronsäure kann mit Hyaluronidase aufgelöst werden. Eigenfett kann operativ entfernt werden.

Instagram-Star Blac Chyna (36) sticht durch überdimensionierte Lippen ins Auge. "Die Filler", so Blac Chyna, "sind teilweise über den Lippenrand hinaus gewandert, dadurch ist die Lippe asymmetrisch geworden." Wie der Look entsteht: "alles was zu viel ist", so Dr. Apfolterer, "wird nicht mehr als schön empfunden, das gilt für Lippen , genauso wie das Kinn oder die Wangen. Die Lippen sind hier im Vergleich zum restlichen Gesicht überdimensioniert." Kann man es rückgängig machen? Hyaluronsäure kann mit Hyaluronidase aufgelöst werden. allerdings kann zu häufiges Überfüllen der Lippen die Lippen-Struktur und das Gewebe beschädigen. und das kann man kaum rückgängig machen.

Sängerin Kylie Minogue (54) verlor kurzfristig ihr natürliches Lächeln. Ihre Mimik wirkt hier wie gefroren. Wie das Frozen Face entsteht: Wenn durch zu viel Botox die Mimik verloren geht. Botox lähmt die Muskeln. Können sich die Muskeln nicht mehr kontrahieren, können auch keine Falten entstehen. "Durch eine Überdosierung im Augenbereich", so Dr. Apfolterer, "erreicht das Lachen nicht mehr die Augen. Das Ausdrücken von Gefühlen mittels Mimik ist nicht mehr möglich." Die Lösung: "Botulinumtoxin", so die Expertin, "verliert nach und nach seine Wirkung auf die Muskeln. Der lähmende Effekt ist nach etwas fünf Monaten wieder komplett aufgehoben."

Schauspielerin Nicole Kidman (55). Eine mit Botox glattgebügelte Stirn und ein aufgefülltes Obergesicht. Trotz allem zeigen sich Häschenfalten entlang der Nasenflügel. Wie Bunny Lines entstehen: "Diese Fältchen", so Dr. Apfolterer, "entstehen, wenn zu viel Botox in die Zornesfalte gespritzt wurde. Die Zornesfalte fungiert wie eine Sonnenblende. Sie zieht den Augenbereich zusammen, wenn zu viel Licht auf die Augen trifft. Wird die Falte völlig blockiert, führt das zu einer kompensatorischen Faltenbildung auf der Nase." Kann man es rückgängig machen? "Diese Fältchen lassen sich einfach glätten, indem man gezielt Botox in zwei, drei Punkte im Nasenbereich einbringt."

Sichtbar optimierte Gesichter irritieren und sie lösen auch immer eine Debatte rund um Schönheitseingriffe aus. War das nötig? Wie kann das passieren? Wie macht man es besser? Und lässt sich das wieder rückgängig machen? Dr. Sabine Apfolterer, Fachärztin für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, liefert Antworten.

Wann wirkt ein Gesicht für den Betrachter künstlich und gemacht? Und warum wird "gemacht" nie mit Attraktivität assoziiert?

Dr. Sabine Apfolterer: Wir altern dreidimensional. Das Gesicht verliert an Volumen, das Gewebe sackt ab (Hängebäckchen!) und die Hautqualität ändert sich - man bekommt Falten und, Pigmentflecken. All das trägt dazu bei, dass ein Gesicht älter wirkt. Diese dreidimensionale Veränderung lässt sich nicht mit einem einzigen Tool rückgängig machen. Wenn ich nur eine Komponente behandle bzw. eine Komponente übermäßig behandle, wirkt das Ergebnis künstlich. Häufiges Beispiel ist eine übermäßig aufgepolsterte Wangenregion, die starken Volumenverlust und das Absacken des Gesichts kaschieren soll. Dabei geraten aber die Proportionen aus der Balance. Das nimmt das Auge des Betrachters sofort wahr. Man hat das Gefühl: Da passt etwas nicht zusammen. Ziel sollte daher immer der Erhalt des "balanced Face" - des ausbalancierten Gesichts - sein.

Wie lässt sich ein ausbalanciertes Ergebnis erzielen?

Dr. Apfolterer: Man setzt an allen drei Punkten an: am Volumenverlust, am Verlust der Hautelastizität und an der Hautqualität. Ich gebe ein bisschen Volumen mittels Filler dort, wo es notwendig ist, aber nicht zu viel. Zudem braucht das Gesicht eine Repositionierung. Noninvasiv ist das mit Fäden oder sogenannten Lunchtimetreatments, wie Radiofrequenz möglich. Auch eine ganz gezielte, wohldosierte Fillergabe sorgt für Hebeeffekte. Bei starker Erschlaffung rate ich zu einem chirurgischen Eingriff - einem Facelift. Als dritte Komponente wird die Hautqualität mit Laser, Peelings oder Blitzlichtlampe behandelt. Wenn ich von allem ein bisschen mache - in der richtigen Dosierung -, dann erhält man ein ausbalanciertes Ergebnis. Man wirkt nicht gemacht, sondern frisch. Das Gegenüber denkt sich: Wow, die oder der sieht aber toll aus für ihr bzw. sein Alter.

Die Zeit lässt sich also nicht auf 20 zurückdrehen...

Dr. Apfolterer: Man kann gut und gesund und frisch aussehen durch Beauty-Eingriffe sowie -OPs. Man kann die Zeit auch durchaus um ein paar Jahre zurück drehen, aber nicht um 30. Das ist das, was Madonna versucht. Das gilt es zu erkennen und sich einzugestehen. Ein gutes Sprichwort lautet: Der größte Feind von gut ist perfekt.

Viele Celebrities lassen sich Filler derzeit wieder auflösen. Der Trend zum exzessiven Auffüllen ist abgeebbt. Sollte man ab einem gewissen Alter vielleicht sogar gänzlich auf Filler verzichten?

Dr. Apfolterer: So etwas lässt sich nur individuell beantworten. Ideal ist der Filler ab Ende 20 bis Mitte 40. Danach muss man schon sehr gut aufpassen. Es gibt natürlich Menschen, die mit 55,60 Jahren mit ein wenig Filler immer noch sehr gut und natürlich aussehen. Diese Menschen haben vermutlich gute Gene und pflegen zudem einen gesunden Lifestyle. Andererseits gibt es Patient:innen in den 40ern, die bereits mit einem chirurgischen Facelift gut beraten sind - das sind vor allem Menschen, die viel an Gewicht verloren haben und daher einen starken Hautüberschuss aufweisen. Auch bei sehr elastischer Haut ist von Fillern abzuraten, da eine Unterspritzung zu keinen guten Ergebnissen führen würde.

Wie verhält es sich mit Botox?

Dr. Apfolterer: Botox ist etwas, das einen bis ins hohe Alter begleiten kann. Es macht aber v. a. präventiv Sinn, um einer Faltenbildung vorzubeugen. Wenn sich Falten erst gar nicht ins Gesicht eingraben, kann ich den Alterungsprozess sehr gut hinauszögern. Aber auch bei Botox gilt es die Balance zu finden. Nur die Zornesfalte - zumeist die ausgeprägteste Falte - zu lähmen, würde künstlich wirken. Ein ausbalanciertes Ergebnis erhält man, indem die mimische Muskulatur im gesamten Gesicht behandelt wird - und zwar in geringen Dosen.

Die muskellähmende Wirkung von Botox verliert nach ca. fünf Monaten ihre Wirkung. Bei Hyaluronsäure ist das anders. Es bleiben häufig Rückstände zurück. Das Auflösen übermäßiger Filler ist gerade Trend. Was wird gemacht?

Dr. Apfolterer: Hyaluronsäure löst sich zum Großteil wieder auf. Wenn ich aber über Jahre hinweg Filler spritze, bleiben doch immer Reste zurück. Irgendwann verändert sich das Gewebe - es wird glasig und man bekommt das typische Fillergesicht. Deshalb geht der Trend nun Richtung weniger Filler, aber gut platzierte Filler. Das Auflösung der unproportionalen Filler funktioniert mit der Einbringung von Hyaluronidase - ein Enzym. Das sollte nur erfahrende Ärzt:innen machen, da man auch viel kaputt machen kann.

Und anstelle der Filler?

Dr. Apfolterer: In jüngeren Jahren zeigen noninvasive Treatments wie Radiofrequenz-Microneedling gute Straffungseffekte. Ist die Haut stärker erschlafft, ist ein Facelift die Behandlung der Wahl. Es repositioniert das Gesicht und behebt damit die Ursache - anders als Filler, die nur kaschieren. Deshalb gibt es da gerade einen Paradigmenwandel. Facelifts kommen immer früher zum Einsatz - Ende 40, Anfang 50. Das hat viele Vorteile: die Erholungsphase ist kürzer, der Eingriff schonender und die Veränderung nicht so drastisch. Je älter man wird, desto mehr muss der Gesichtschirurg eingreifen. Die Heilung verläuft langsamer. Das heißt aber nicht, dass jede mit Ende 40 ein Facelift braucht - wie gesagt das hängt auch von den Genen und dem Lifestyle ab.

Was kann ich die Schönheitsärztin, den -arzt fragen, um auf Nummer sicher zu gehen, dass ein möglichst natürliches Ergebnis angestrebt wird?

DR. Apfolterer: Hören Sie sich mehrere Meinungen an. Lassen Sie sich erklären, wo die Ärztin, der Arzt die Schwächen in Ihrem Gesicht sieht und was sie bzw. er vor hat zu machen. Fragen Sie sich: Ist es das, was mich auch stört? Spricht mich die Herangehensweise an? Bei einem ausführlichen Beratungsgespräch bekommt man ein gutes Gefühl, ob das die richtige Ärztin, der richtige Arzt für mich ist. Wichtig ist auch: Vertrauen Sie Mediziner:innen, wenn sie sagen: Das ist jetzt genug!

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