Das sagen Experten

Beauty-OP als Geschenk?

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Ist das Verschenken einer Beauty-OP eine gute Idee? Wir haben Top-Chirurgen dazu befragt …

Viele Menschen sind mit ihrem Körper unzufrieden und wünschen sich eine Veränderung. Eine neue Nase als Geschenk zum Geburtstag oder zur bestandenen Matura ist in den USA nichts Besonderes. Auch in Österreich steigt die Zahl der Schönheitsoperationen stetig an. Eine Entwicklung, die sich zu Weihnachten wieder bemerkbar macht. Wir haben Experten auf dem Gebiet der Schönheitschirurgie befragt, ob man Schönheitsoperationen verschenken darf oder dies eher abzulehnen ist beziehungsweise ob dieser Trend aus den USA bereits in Österreich angekommen ist.

Experten sind kritisch
Gutscheine für Schönheitsoperationen unter dem Weihnachtsbaum sind meist gut gemeint, aber nicht immer die beste Idee.  Eine Schönheitsoperation ist ein medizinischer Eingriff mit gesundheitlichen Risiken und sollte daher sehr gut überlegt sein. Außerdem ist dies ein sehr persönliches Geschenk, für das man die Bedürfnisse des Beschenkten sehr gut kennen sollte. „Aus ethischen Gründen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Gerhard Pierer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, „lehnen wir derartige ‚Pauschalen‘ im Sinne einer Bon- und Umtauschmentalität für käufliche Waren ab. Es handelt sich – trotz allem kompetitiven Wettbewerb und Preisdumping – um ärztliche Leistungen, die eine geordnete Patienten-Arzt-Beziehung voraussetzen. Sie funktionieren auch nicht anonym auf Gutscheinbasis, die man bei Nichtgefallen nach Weihnachten wieder umtauschen kann, und benötigen den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses.“

Keine „Zwangsbeglückung“
Auch Pierers KollegInnen äußern sich kritisch. „Von einem Überraschungsgeschenk, von dem die Patientin nichts weiß, halte ich gar nichts“, so Dr. Paul Pointinger, Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie. „Wenn der Mann sich beispielsweise bei seiner Frau eine größere Brust oder eine gerade Nase wünscht und sie mit dem Geschenk überfällt, kann das böse ausgehen. Die Frau kann sich sehr verletzt fühlen“, so der Chirurg. „Wenn allerdings bekannt ist, dass sich die zu Beschenkende eine Schönheitsoperation sehnlichst wünscht, dann kann man sie auch schenken. Wichtig ist dabei, dass sich die Patientin den Arzt ihres Vertrauens selbst aussuchen kann und mit diesem ein ausführliches Aufklärungsgespräch führt“, so Dr. Pointinger. Schönheitschirurgin Dr. Dagmar Millesi lehnt Zwangsbeglückungen ebenfalls ab und betont die Wichtigkeit, auch die Arztwahl vorher abzusprechen. „Ich finde es falsch, einen Gutschein für eine Operation zu verschenken, wenn der Patient den behandelnden Arzt nicht einmal kennt. Arzt und Patient müssen harmonieren. Es ist ganz wichtig, dass Sympathie und Vertrauen da sind“, so Dr. Millesi.

Beauty-OP in der Weihnachtszeit

Obwohl Termine beispielsweise für Brustoperationen gerne in die Weihnachtszeit gelegt werden, ist der Grund dafür nicht immer ein geschenkter Gutschein. „Viele meiner Patientinnen nutzen die Weihnachtsfeiertage beispielsweise für eine Brustvergrößerung aus praktischen Gründen, da es besonders einfach ist, Urlaub zu nehmen. Eine Schönheitsoperation als Überraschung unter dem Christbaum kommt meiner Meinung nach höchst selten, wenn überhaupt vor“, erklärt der plastische Chirurg Dr. Thomas Aigner.  „In jedem Fall sollte so ein Präsent im Vorhinein abgesprochen werden und eine Herzensangelegenheit des Beschenkten sein“, betont auch er.

Gutscheine für sanfte Methoden
Es scheint, als wären Herr oder Frau Österreicher beim Verschenken von Schönheitsoperationen doch noch zurückhaltend und greifen lieber zu Gutscheinen für sanfte Methoden. „Schönheitsoperationen verschenken? So etwas kommt bei uns gar nicht vor. Wenn jemand einen Gutschein kauft, dann für Unterspritzungen“, erklärt Beauty-Experte Dr. Jörg Knabl. Dr. Millesi bietet in ihrer Ordination ebenfalls Gutscheine an, aber vor allem für Wohlfühlprogramme, Kosmetik und kleinere Behandlungsmethoden wie Unterspritzungen mit Hyaluronsäure oder Botox. „Die beliebtesten Geschenkgutscheine sind jene für etwa 200 bis 300 Euro“, so die Chirurgin.  

Aus dem richtigen Motiv

Schönheitsoperationen entspringen sehr häufig einem sehnlichen Wunsch des Betroffenen. „Daher sind derartige Eingriffe nicht rigoros und prinzipiell abzulehnen“, erklärt Psychologin und Psychotherapeutin Dr. Astrid Bartolot-Zips. Zu bedenken gibt die Expertin jedoch, dass Schönheitseingriffe keine Psychotherapien sind und sich das Selbstbild des Körpers möglicherweise nach einer Operation nicht so verbessert wie gehofft. Eingriffe, die nicht unter das Schönheitsoperationsgesetz fallen und daher bereits bei unter 18-Jährigen durchgeführt werden können – etwa Nasenkorrekturen mit Hya­luronsäure –, sieht die Expertin kritisch. „Bleibende und unwiderrufliche Veränderungen sollten bei unter 18-Jährigen niemals durchgeführt werden, weil das Risiko viel größer ist, dass man den Eingriff später bereut“, so Dr. Bar­tolot-Zips. 

Das ist zu beachten
✏ Herzensangelegenheit
„Beauty-Eingriffe als Überraschungsgeschenke“, von denen der Beschenkte nichts weiß, können ins Auge gehen. Nur etwas verschenken, das sich der Betroffene wirklich selbst gewünscht hat.

✏ Arztwahl
Wenn Gutscheine für Beauty-Eingriffe verschenkt werden, dann sollte sich der Beschenkte vorher den Arzt seines Vertrauens selber aus­suchen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient ist von großer Bedeutung.  

✏ Umsetzbarkeit prüfen
Man sollte auf jeden Fall vorher ­klären, ob das Geschenk umsetzbar beziehungsweise eine Operation überhaupt möglich ist.

✏ Nicht unter 18 Jahren
Bleibende Eingriffe an unter 18-Jährigen sind abzulehnen (außer in besonders schwerwiegenden Fällen). Das Risiko, dass der Betroffene es nachher bereut, ist größer.  Ein schwaches Selbstwertgefühl lässt sich auch durch eine Schönheitsoperation nicht immer verbessern.

✏ Kleine Behandlungen
Relativ unbedenklich sind Geschenkgutscheine für Kosmetik- und Wohlfühlprogramme. Doch auch Gutscheine für Unterspritzungen mit Hyaluronsäure oder Botox sollten vor dem Schenken besser ­abgesprochen werden.   
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