Neue Erkenntnisse

Vakzine gegen Ebola, HIV 2 - Auch therapeutische Ansätze

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Im Tierversuch bei Human-Papilloma-Virus-Infektion ist teilweise Kontrolle von Tumoren möglich - Therapie von HIV-Infektionen?

In Sachen Immunschwächekrankheit (HIV) sind bisher alle Forschungen für eine prophylaktische Impfung fehlgeschlagen oder haben nur auf eine zu geringe Schutzrate für eine breite prophylaktische Anwendung hingewiesen. Die Impfstoffentwickler des Pharmakonzerns Janssen setzen hier auf eine ähnliche Strategie wie bei Ebola: Immunisierungen mit zwei verschiedenen Vakzinen.

Forschungs- und Entwicklungschef Johan Van Hoof betonte, bei jährlich rund 2,1 Millionen HIV-/Aids-Neuinfektionen weltweit müsse eine schützende Impfung weiterhin eine Top-Priorität sein. Im Grunde beschäftige man sich schon seit rund zehn Jahren mit solchen Projekten.

Wie funktioniert's?

Laut den Vakzine-Entwicklern soll die Erstimpfung mit einem Adenovirus-Vektor erfolgen, in den Gene für die Produktion der HIV-Proteine Gag, Pol und Env eingefügt worden sind. Damit soll eine Immunantwort gegen diese Virusbestandteile in Gang kommen. Dann soll eine Booster-Impfung mit einer Vakzine erfolgen, in der das Oberflächenantigen GP140 von HIV enthalten ist. In einer Versuchsreihe mit zwei Erstimpfungen und zwei Booster-Immunisierungen an zwölf Affen über einen Zeitraum von einem Jahr hinweg gelang es, eine 94-prozentige Schutzrate gegenüber sechs Mal künstlich durchgeführten versuchten Infektionen mit einem Immunschwächevirus (SHIV) zu erzielen. Das Konzept soll jetzt in einer klinischen Studie mit rund 2.600 afrikanischen Frauen als Probanden - die Hälfte bekommen ein Placebo statt der Vakzinen - evaluiert werden.

Noch weiter wagt man sich mit potenziell therapeutischen Impfstoffen. Wie Van Hoof berichtete, sind präklinische Untersuchungen mit einer Vakzine gegen Human Papilloma Viren (HPV16) bei Mäusen mit durch diese Viren hervorgerufenen Tumoren bei einigen der Versuchstiere positiv verlaufen. Die Immunisierung führte zu vermindertem weiteren Tumorwachstum, drei der Tiere waren nach drei Monaten tumorfrei. Das könnte bedeuten, dass mit einer therapeutischen HPV-Vakzine eventuell Karzinom-Vorstufen oder gar Karzinome (z. B. Gebärmutterhalskrebs) behandelt werden könnten.

Kampf gegen HIV

Ähnliches wird von den Janssen-Impfstoffforschern auch bei HIV geplant: Es soll möglich werden, bei HIV-Infizierten unter einer effektiven medikamentösen antiretroviralen Therapie durch eine zusätzliche therapeutische Impfung das HI-Virus völlig zu unterdrücken bzw. die Infektion auszuheilen. Auch dabei sollen verschiedene HIV-Vakzine zum Einsatz kommen: Konstrukte aus Adeno- und Vakziniaviren, teilweise in Kombination mit einem experimentellen Mittel zur zusätzlichen Stimulierung der angeborenen Immunabwehr über sogenannte Toll-like-Rezeptoren (TLR7). In Versuchen mit Affen und dem Affen-Immunschwächevirus SIV konnte bei drei von neun Versuchstieren eine völlige Unterdrückung von HIV im Blut erreicht werden - ein Zustand, der bei diesen Tieren auch nach dem Absetzen der medikamentösen antiretroviralen Therapie anhielt. Die erste klinische Studie an HIV-positiven Probanden ist bereits im Laufen.

Weitere Projekte des Unternehmens sind Vakzine gegen invasive E.-coli-Darmbakterien-Infektionen, gegen Infektionen der Atemwege bei Kindern mit dem RSV-Virus, gegen Herpes-Infektionen (HSV1, HSV2) sowie ein Impfstoff, der möglichst gegen alle Stämme von Influenza-Viren schützt (saisonale Influenza und Pandemien durch neu entstandene Influenza-Viren). Schließlich gibt es auch noch ein Projekt zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen multiresistente Staphylococcus-aureus-Spitalskeime (MRSA).

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