Geldmangel im Kampf gegen Leukämie

"Stammzellenspenden muss sexy werden"

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Heilung für Leukämie würde nur 50 Euro pro Patienten kosten

50 Euro kostet im Prinzip die Heilung eines Leukämiepatienten. Das ist nämlich die Summe, die für die DNA-Typisierung eines Stammzellenspenders aufzubringen ist. Hätte die MedUni Wien pro Jahr 300.000 Euro zur Verfügung, könnte sie genug Spender typisieren, dass sich das System irgendwann erhalten könnte. Doch die Universität muss "betteln", hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Spender gesucht

Weltweit sind derzeit knapp 28 Millionen Stammzellenspender registriert. In Österreich ist die Zahl relativ gering: Hierzulande sind es 65.872 Stammzellenspender, die meisten davon mit 46.310 in der Wiener Spenderdatei der MedUni. Österreich ist bezüglich der Zahl der Spender gegenüber Ländern vergleichbarer Größe ins Hintertreffen geraten, sagte Agathe Rosenmayr, Leiterin der Stammzellspenderdatei der MeduniWien an der Klinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin. Sie hat sich vorgenommen, bis 2020 die Zahl der Spender auf rund 100.000 zu erhöhen.

Aufgrund der fehlenden Spender haben 20 Prozent keine Chance auf Heilung

Das hat auch konkrete Auswirkungen auf Leukämiepatienten. Wegen der geringen Zahl der Spender haben 20 Prozent der Krebskranken keine Chance auf Heilung. Heimische Leukämiekranke haben nur eine Chance von 16 Prozent, im Inland einen Spender zu finden, wenn es nicht innerhalb der Familie eine passende Person gibt. "Wir haben in Österreich wirklich ein Defizit", sagte Rosenmayr. Umgekehrt gingen acht der 20 Spenden aus der Wiener Datei, die seit 1. Februar 2015 tatsächlich benötigt wurden, ins Ausland.

Finanzierung als erhebliches Problem

Dabei wäre es laut Rosenmayr nicht das Problem, Spender zu finden, auch wenn man beim Bekanntheitsgrad zum Beispiel gegenüber der Blutspende hinterherhinke. "Wir haben nicht die finanziellen Möglichkeiten, 3.000 Spender zu typisieren. So realistisch muss man sein", sagte die Medizinerin. Dass es überhaupt möglich ist, DNA-Typisierungen durchzuführen, liegt an privaten Spenden. Vor allem der Lions Club hat sich hier in den vergangenen Jahren hervorgetan.

Der Internist Gerald Brandstetter, auch Lions Club-Mitglied, sagte: "Die Lions Club-Akut-Spenden sind das eine. Das zweite ist, dass wir entweder freiwillige Sponsoren - Banken, Versicherungen, Firmen etc. - finden oder dass wir dem Ministerium (für Gesundheit, Anm.) klar machen, dass Kosten von 200.000, 300.000, 400.000 Euro im Jahr im Budget ein Klacks sind." Nachsatz: "Ich persönlich glaube, dass es eine Schande ist. dass wir betteln gehen müssen."

Ähnlich sah das der niederösterreichische Augenarzt Wolfram Geyer, der über ein Projekt eines OP-Pflegers im Krankenhaus Zwettl berichtete. Innerhalb kürzester Zeit wurden dort deutlich mehr als 400 Stammzellenspender registriert. "Wir haben 18 Milliarden Euro für die Hypo Alpe Adria, aber wir haben keine 300.000 Euro, um potenziell Leben zu retten", konstatierte der Augenarzt. "Stammzellenspenden muss - verzeihen Sie dieses schreckliche Wort - sexy werden."

Brandstetter sagte, dass man sich innerhalb der Lions Club-Mitglieder bereits überlegt habe, zur Registrierung aufzurufen und gleichzeitig die 50 Euro für die eigene Typisierung gleich zu übernehmen. "Aber so weit sind wir psychisch noch nicht." Simon Panzer, stellvertretender Leiter der Klinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin, sagte: "Das Problem ist, dass viele sagen: Ich spende eh schon, und dann wollen's auch noch ein Geld."

Hier können Sie mithelfen:

Spendenkonten: "Stammzellspende", IBAN: AT52 2011 1404 1010 9600, BIC: GIBAATWWXXX,
Hilfseinrichtung österreichischer Lions
, IBAN: AT66 1504 0002 0109 5049, BIC: OBKLAT2L

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