Krebs

Leben mit der Diagnose metastasierter Brustkrebs

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Brustkrebs stellt mit ca. 1,3 Millionen betroffenen Patientinnen und jährlich etwa 465.000 Todesfällen weltweit die häufigste Krebserkrankung bei Frauen dar.

Brustkrebs ist die zweithäufigste Todesursache nach Lungenkrebs. Zu den Ursachen von Brustkrebs gehören Alter, Genetik, Ernährung und der sozioökonomische Status. Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs kämpfen neben der Belastung durch die Erkrankung und Behandlung selbst eventuell auch mit Depressionen, Zukunftsängsten und Verständnislosigkeit der Mitmenschen. Obwohl die Krankheit noch immer als unheilbar gilt, geben neue Therapieformen Hoffnung, dass aus der unheilbaren Krankheit bald eine chronische Erkrankung werden könnte.

Leben nach der Diagnose

Die Diagnose metastasierter Brustkrebs (mBC) betrifft zwar primär die Patientin selbst, dennoch hat die Krankheit auch Auswirkungen auf das familiäre Umfeld und das Berufsleben der erkrankten Frauen. Grundsätzlich sind die Behandlung sowie neue Forschungsergebnisse die wichtigsten Bereiche, über die sich betroffene Frauen informieren wollen. Information und der persönliche Austausch stehen für sie im Mittelpunkt. Laut dem „Global Status of Advanced Breast Cancer Decade Report“ sind aber auch Fragen nach der Lebensqualität mit der Krankheit, sowie Vorkehrungen für den letzten Lebensabschnitt für betroffene Frauen relevant. Der Bericht zeigt auch, dass sich die Lebensqualität der Frauen mit metastasiertem Brustkrebs im Alltag nicht verbessert hat, obwohl neue, innovative Behandlungsmethoden eingesetzt werden. Der Grund dafür: Gesellschaftliche Isolation, psychische und finanzielle Belastungen sowie die oft eingeschränkte Lebensqualität stellen Patientinnen weiterhin vor große Herausforderungen. „Nach der Diagnose hat sich vor mir ein großer Abgrund geöffnet. Obwohl ich nichts spürte, keine Schmerzen hatte, dachte ich, dass ich bald sterben werde. Trotz der schlimmen Gedanken, die einen täglich begleiten, war es mir wichtig weiterzumachen. Meine Familie macht sich Sorgen um mich, obwohl ich derzeit stabil bin. Durch die Krankheit musste ich mich vor meinen Eltern neu positionieren, damit ich, trotz meiner Krankheit, nicht wieder als Kind betrachtet werde“, so Patientin Mag. Sabine Spitz über die erste Phase nach der Diagnose ihrer Erkrankung. Psycho-Onkologin Dr. Gabriele Traun-Vogt führt zur psychischen Krankheitsbewältigung von Patientinnen aus wissenschaftlicher Sicht aus: „Die Diagnose metastasierter Brustkrebs, oder eben die Tatsache, dass im Einzelfall der Brustkrebs von einer potentiell heilbaren (wenn früh erkannt) zu einer metastasierten, chronischen Krankheit geworden ist, weckt heftigste Gefühle bei Patientinnen und bringt vor allem Lebensperspektiven zum Einsturz. Haben Brustkrebspatientinnen sich nach der Erstdiagnose mühsam wieder eine neue Alltagsnormalität erarbeitet, stürzt mit der Metastasierung erneut eine Welt ein. Das grundsätzliche Thema der onkologischen Nachsorge nach der Erstbehandlung – Angst – kommt in vielfach verstärkter und bedrohlicherer Form wieder, oft gemeinsam mit Depression und Hoffnungslosigkeit.“

Progressionsfreie Überlebenszeit

Metastasierter Brustkrebs stellt Betroffene auch im Umgang mit ihrem sozialen und beruflichen Umfeld vor große Herausforderungen. „Derzeit bin ich stabil. Das ist für mich, vor allem jedoch für meine Familie, eine große Erleichterung. Es ist schön zu erleben, dass es auch im Krankheitsverlauf nicht nur bergab geht, sondern auch eine gewisse Verschnaufpause einsetzen kann.“ Gertrude Traun-Vogt ergänzt: „Das Konzentrieren auf den Augenblick, den Tag, die Gegenwart, ist eine wichtige Haltung, die gelernt werden kann. Psycho-Onkologische Unterstützung hilft dabei. Ein längeres progressionsfreies Überleben kann Betroffenen neue Hoffnung geben.“

Zukünftige Chancen

Sabine Spitz bringt in Bezug auf neue Therapieansätze ihre Perspektive als Betroffene ein: „Die Forschung schreitet glücklicherweise im Bereich mBC stark voran. Der Zugang zu neuen Medikamenten macht mir Hoffnung.“ Dazu Assoz.-Prof. PD Dr. Rupert Bartsch: „Der metastasierte Brustkrebs gilt noch immer als unheilbar. Neue Entwicklungen in der Forschung und innovative Therapieansätze könnten aus der lebensbedrohlichen Krankheit eine chronische machen. Die progressionsfreie Überlebenszeit war lange Zeit ein angestrebtes Ziel, welches heute erreicht werden kann. Wichtige Zukunftsprojekte in der Brustkrebsforschung sind die Identifikation von Faktoren, die die Wirksamkeit bestimmter Medikamente vorhersagen können und potentiell neue Wege wie die Immuntherapie, wie sie heute bereits bei Melanomen oder Lungenkrebs zum Einsatz kommt“, so Assoz.-Prof. PD Dr. Rupert Bartsch. Seit November letzten Jahres ist der erste Vertreter der neuen Wirkstoffklasse der CDK 4/6-Inhibitoren verfügbar.

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