Deutschland:

Herzfehler bei Ungeborenen oft unerkannt

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Trefferrate liegt laut Ultraschallspezialisten nur bei 25 bis 30 Prozent

Eines von 100 Kindern kommt in Staaten wie Deutschland mit einem Herzfehler zur Welt. Eine Fehlbildung kann heute bereits während der Schwangerschaft mit einer speziellen Ultraschalluntersuchung erkannt werden. Laut Experten aber ist die Erkennungsrate bei niedergelassenen Gynäkologen relativ gering.

Diagnostik: Angeborene Herzfehler erkennen

In den kommenden Tagen (26. bis 29. Oktober) findet in Leipzig das 40. Dreiländertreffen der deutschen, österreichischen und Schweizer Fachgesellschaften für Ultraschall in der Medizin statt. Die Technik hat die pränatale Diagnostik und viele andere Gebiete der Medizin revolutioniert.

Häufig liegen als Ursache der Funktionsbeeinträchtigung des Herzens bei Babys Defekte beziehungsweise Öffnungen zwischen den Herzkammern (Vorhof- oder Septumdefekt) oder Defekte an den Herzklappen selbst vor, wodurch das Herz insgesamt seinen Aufgaben nicht mehr gerecht wird. So können schwerwiegende Herzfehler dazu führen, dass sich Blut aus Lungen- und Körperkreislauf vermischt und dadurch der Körper mit sauerstoffarmem Blut versorgt wird.

Viele angeborene Herzfehler sind Folge eines Chromosomenfehlers

"Jedes zweite Kind mit Down-Syndrom hat einen Vorhof- oder Septumdefekt", wurde Renaldo Faber vom Zentrum für Pränatale Medizin in Leipzig am Montag in einer Aussendung zitiert. "Herzfehler können aber auch durch Medikamente ausgelöst werden, die etwa zur Vorbeugung von epileptischen Anfällen verordnet werden." Ein weiterer Risikofaktor seien bestimmte Erkrankungen der Mutter, wie beispielsweise Typ-1-Diabetes oder Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem Teile des eigenen Körpers mit Antikörpern angreift. Außerdem könnten Herzfehler auch vererbt werden. Daher sei eine spezielle Untersuchung beim werdenden Kind nötig, wenn die Schwangere oder der Kindsvater selbst einen Herzfehler haben.

Trefferrate beim Frauenarzt liegt bei nur etwa 25 bis 30 Prozent

Einige Herzfehler werden in Deutschland bei der Routineuntersuchung im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge erkannt. "Die Trefferrate beim Frauenarzt liegt jedoch bei nur etwa 25 bis 30 Prozent", sagte Faber. Spezialisten würden dagegen bis zu 95 Prozent aller Herzfehler erkennen. "Eine Spezialuntersuchung ist immer erforderlich, wenn der Frauenarzt etwas Auffälliges entdeckt, beispielsweise Unregelmäßigkeiten beim Herzschlag des Kindes."

Für eine Herzuntersuchung beim ungeborenen Kind nutzen Ultraschallexperten ein spezielles Gerät, das es dem Arzt ermöglicht, alle vier Herzkammern sowie die zu- und abführenden Gefäße zu kontrollieren. "Die Untersuchung ermöglicht uns eine frühzeitige Risikoabschätzung", sagte Faber. Sollte ein Herzfehler diagnostiziert werden, müssen die Experten einschätzen, wie schwerwiegend dieser ist, ob das Kind kurz nach der Geburt operiert werden muss, oder ob die Korrektur auf ein späteres Lebensalter verschoben werden kann. Das Ergebnis dieser Ultraschalluntersuchung sei auch wichtig, um die Geburt optimal zu planen und gegebenenfalls bestimmte Vorsichtsmaßnahmen für die Geburt vorzubereiten", erläuterte der Experte.

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