Teamwork gefragt

Bessere Diagnose durch mehrere Ärzte

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Diagnosegenauigkeit könnte durch Zusammenarbeit verbessert werden

Die kollektive Intelligenz mehrerer Ärzte kann - unter bestimmten Voraussetzungen - zu erheblich besseren medizinischen Diagnosen führen, berichtet ein internationales Team, darunter Forscher der Medizin-Universität Graz, im Fachjournal "Pnas". Voraussetzung dafür ist, dass ihre Diagnosegenauigkeit nicht zu unterschiedlich ist.

Kollektive Intelligenz bei der Diagnose

Anhand von Haut- und Brustkrebsdiagnosen konnten Wissenschafter des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (beide Berlin) bereits in einer früheren Studie zeigen, dass sich ärztliche Entscheidungen verbessern lassen, wenn mehrere unabhängige Meinungen zusammengeführt werden. Nun hat das Forscherteam, darunter Iris Zalaudek von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie der Medizin-Uni Graz, untersucht, wie die Diagnosegenauigkeit der einzelnen Ärzte das kollektive Ergebnis beeinflusst.

Erfolg nur bei ähnlicher Diagnosekompetenz

"Wir haben untersucht, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit die Gruppe erfolgreicher ist als der beste Einzelne in der Gruppe", sagte Ralf Kurvers vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Denn der Ansatz "kollektiver Intelligenz" sei vielversprechend, wenn es um bessere Entscheidungen geht.

Die Studie zeigt, dass sich die Ärzte hinsichtlich ihrer Diagnosegenauigkeit ähneln müssen. Nur so können die kombinierten Entscheidungen mehrerer Ärzte die Entscheidung des besten Arztes der Gruppe überflügeln. Ist die Diagnosegenauigkeit der Mediziner zu unterschiedlich, funktioniert das nicht. "Sind die individuellen Fähigkeiten innerhalb der Gruppe zu unterschiedlich, sollte man der Diagnose des besten Arztes innerhalb der Gruppe vertrauen", so Ralf Kurvers.

Dies sollte auch in der Praxis berücksichtigt werden - beispielsweise bei der unabhängigen Doppelbefundung einer Mammografie-Aufnahme durch zwei Ärzte, meinte Mitautor Max Wolf, der am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei über das Auftreten von kollektiver Intelligenz in der Natur forscht. Die Wissenschafter wollen nun herausfinden, welche Informationen in der Praxis notwendig sind, um möglichst schnell etwas über die Diagnosegenauigkeit eines Arztes herauszufinden.

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