Therapien gegen Krebs

Behandlungsmethoden im Kampf gegen Tumore

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Rund 14 Millionen Menschen erkranken weltweit pro Jahr an Krebs, alleine in Österreich werden jährlich etwa 39.000 Neuerkrankungen verzeichnet. Dank moderner Therapien lässt sich eine Erkrankung immer besser behandeln, oft sogar heilen.

Obwohl viele Tumorarten heute als sehr gut behandelbar gelten und sich Krebs dank des medizinischen Fortschritts in zahlreichen Fällen  von einer tödlichen zu einer chronischen Krankheit wandeln lässt, verlieren nach wie vor rund 20.000 Österreicher jährlich den Kampf gegen die bösartigen Zellveränderung. Wissenschaftler auf der ganzen Welt forschen daher unter Hochdruck, um der Krankheit auf die Spur zu kommen und neue Therapieformen zur Bekämpfung oder gar Heilung von Krebs zu entwickeln.  

Moderne Behandlungsmethoden im Kampf gegen Tumore

Was ist Krebs?

Krebs ist die Bezeichnung für eine Vielzahl von Erkrankungen, die durch ungebremste Zellvermehrung und bösartige Gewebsneubildung und -ausbreitung im Organismus gekennzeichnet sind. In jeder Tumorzelle befindet sich ein Zellkern, der die Schlüsselsubstanz für die Vererbung, die sogenannte DNS, enthält und entscheidet, wann sich eine Zelle teilt. Diese Zellteilung ist in der Regel begrenzt. Tumorzellen haben jedoch die Fähigkeit, sich unkontrolliert zu teilen und neues Gewebe zu bilden. Dadurch werden umliegende Zellen verdrängt, gesundes Gewebe und Organe durchsetzt und in ihrer Funktion eingeschränkt. Über die Lymphbahnen gelangen Krebszellen auch in weiter abgelegene Organe und bilden dort Tochtergeschwulste, die sogenannten Metastasen.

Individualisierte Therapie

Mehr als 230 verschiedene Krebsarten sind bekannt. Die große Schwierigkeit in der Entwicklung von Krebstherapien liegt daher darin, dass Zellen von Tumoren ganz unterschiedliche Merkmale ausweisen, die sich unter der Therapie zusätzlich weiter verändern können. Über diese Merkmale, meist fehlerhafte Proteine, erhalten die Tumorzellen beispielsweise die Befehle zum Überleben, zur Zellteilung oder Metastasierung. Aufgrund dieser unterschiedlichen Zusammensetzung und Wandlungsfähigkeit sind Tumore oft schwer zu behandeln und können gegen eine Therapie resistent werden. Eine neue Studie (EXACT-Studie) des Comprehensive Cancer Center der Med Uni Wien und des AKH zeigt die Bedeutung und Potenzial des Konzeptes der individualisierten Therapie, die exakt auf die Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten ist.

Vom Wirkstoff zum Medikament
Die Erforschung und Entwicklung eines neuen Medikaments ist kostenintensiv. Mithilfe moderner Technologien werden bis zu 10.000 Substanzen in Screening-Tests ausgewertet. Der Weg von der Auswahl einer Substanz bis zur Zulassung am Markt ist aufwendig und langwierig; jede Substanz muss verschiedene Phasen durchlaufen.  

Forschung:
Bis zu 10.000 Substanzen werden auf ihre potenzielle Wirkung hin durchleuchtet.

Präklinik:
Vielversprechende Substanzen werden Tests, pharmakologischen Untersuchungen und Studien zur Sicherheit unterzogen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind bereits etwa drei Jahre vergangen.

Klinische Phase I:
Etwa 20 bis 80 gesunde Freiwillige nehmen an Untersuchungen teil, um Daten zur Verträglichkeit zu sammeln.

Klinische Phase II:

An 100 bis 300 freiwilligen Patienten wird die Substanz auf Verträglichkeit und Dosierung untersucht. Nach rund sieben Jahren ist ein Medikament in dieser Phase angelangt.

Klinische Phase III:
Zwischen 1.000 und 5.000, manchmal auch mehr, freiwillige Patienten testen Wirksamkeit und Verträglichkeit der vielversprechenden Substanz. Nach etwa 10 Jahren wird die Zulassung bei der FDA (Food and Drug Administration) und EMA (European Medicines Agency) beantragt.

Zulassung:
Nach etwa 12 Jahren wird schließlich ein Medikament zugelassen. Voraussetzung: Es müssen alle klinischen Studien erfolgreich durchlaufen werden.


Präzisionsmedizin

Mithilfe molekularpathologischer Untersuchungen können Tumore charakterisiert und die individuellen Merkmale bestimmt werden. Gegen die spezifischen Eigenschaften oder Moleküle, die für das Überleben und die Vermehrung von Krebszellen wichtig sind, richtet sich dann die Behandlung. Je nach Beschaffenheit der Zelle blockieren bestimmte Medikamente die für die Zellteilung wichtigen biochemischen Signalketten, hemmen die Gefäßneubildung und „hungern“ den Tumor dadurch aus oder bekämpfen gar die Wurzel des Übels – die Tumorstammzellen. Da Tumore sehr anpassungsfähig und in der Lage sind, sich während beziehungsweise durch die Behandlung zu verändern und Resistenzen zu entwickeln, müssen die zielgerichteten Therapien adaptiert werden. Medikamente können so viel gezielter eingesetzt und auch unnötige Nebenwirkungen vermieden werden. 

Prof. Dr. Eugen Hug im Talk

Wie wirkt die Ionentherapie?
Prof. Dr. Eugen Hug: Ionentherapie ist der Überbegriff für die Protonen- und Kohlenstofftherapie. Sie ist im Ablauf ähnlich einer konventionellen Strahlentherapie und zielt darauf ab, die DNS der Krebszellen durch Energie zu schädigen und den Tumor zu zerstören. Die Ionentherapie erfolgt ambulant, an fünf Tagen die Woche und dauert je nachdem, wie viel Strahlendosis gegeben werden muss, zwischen vier und acht Wochen.

Wo liegen die Unterschiede der Ionentherapie zur konventionellen Therapie?
Prof. Hug: Zum einen in der Physik: Bei der konventionellen Strahlentherapie werden Photonen eingesetzt, die während dem gesamten Weg durch den Körper des Patienten Energie abgeben. Im Unterschied dazu geben die Ionen zwar auch beim Eindringen Energie ab, jedoch erfolgt im Tumor eine Eruption, bei der die maximale Energieabgabe erfolgt. Danach gibt es keine Strahlung mehr. Zweitens die biologische Wirkung. Das normale Gewebe erhält wesentlich weniger Strahlung. Daher kann man einerseits die akuten Nebenwirkungen während der Behandlung aber auch die chronischen Schäden, die möglicherweise eine Strahlentherapie anrichten könnte, reduzieren. Dies ist besonders bei Kindern von Bedeutung.

Wo wird sie am ehesten eingesetzt?
Prof. Hug: Einerseits bei Patienten, bei denen wir die Nebenwirkungen reduzieren wollen, andererseits bei Patienten mit schwierig zu behandelnden oder strahlenresistenten Tumoren, wo wir eine höhere Strahlendosis einsetzen können, ohne die Nebenwirkungen dadurch zu erhöhen. Das wären vor allem Kinder. Aber auch Erwachsene mit schwer zu behandelnden Tumoren etwa im Kopfbereich, nahe am Gehirnstamm, an optischen Nerven oder nahe am Rückenmark. Ebenfalls bei Rezidiven nach konventioneller Strahlentherapie, da es beim zweiten Mal sehr risikoreich wird und wir dieses Risiko reduzieren können.

Wo macht sie wenig Sinn?
Prof Hug: Die Partikel-Therapie wird typischerweise in früheren Stadien angewendet, wenn der Tumor noch lokalisiert ist. Ist er einmal metastasiert, dann macht es für den Patienten keinen großen Sinn.

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