Medizin

Antibiotikaresistenzen bleiben in der EU ein Problem

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Nationale Unterschiede: Österreich befindet sich seit Jahren in einer relativ guten Situation.

Die Häufigkeit von Antibiotikaresistenzen bleibt bei Mensch und Tier ein Problem in der EU. Große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind bedingt durch den unterschiedlichen Gebrauch der Medikamente gegen Bakterien. Dies geht aus einem neuen Bericht des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC/Stockholm) und der Europäischen Lebensmittelagentur (EFSA/Parma) hervor.

Der Report fasst alle zur Verfügung stehenden Daten aus dem Jahr 2015 über Resistenzen bei Indikator-Keimen (z.B. Salmonellen, E. coli) zusammen. Die Informationen stammten von Patienten, von Nutztieren und aus Lebensmitteln. Die in dem Bericht angeführten Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass vor allem ein restriktiver, im Fall des Falles aber wirkungsvoller Einsatz der Antibiotika notwendig ist.

Resistente Keime

Erstmals wurden 2015 resistente Keime gegen das Antibiotikum Carbapenem bei Nutztieren und in Lebensmitteln entdeckt. Das ist deshalb bedenklich, weil Carbapenem und ähnliche Wirkstoffe bei schweren multiresistenten Infektionen oft das letzte Mittel bei der Behandlung von Patienten sind. Breit resistente E. coli-keime mit einem erweiterten Spektrum von Beta-Laktamase-Enyzmen, welche Antibiotika unschädlich machen, wurden in Rind- und Schweinefleischproben sowie bei Kälbern und Schweinen entdeckt. Beta-Laktamase-produzierende Bakterien (E. coli) sind in der Lage, Penicillin oder Cephalosporine abzubauen.

Für Schlagzeilen haben in jüngerer Vergangenheit Resistenzen von Salmonellen und E. coli-Bakterien gegen das Reserveantibiotikum Colistin gesorgt. Es wird dann in der Humanmedizin verwendet, wenn die Keime nicht mehr auf Carbapenem und damit verwandte Substanzen ansprechen. Auf sehr geringem Niveau wurden bei Schweinen und bei Rindern aber bereits unempfindliche Keime gefunden. Schließlich werden die häufig verwendeten Antibiotika aus der Klasse der Fluorchinolone (z.B. Ciprofloxaczin) und der Makrolide zunehmen "stumpf", wenn es um die Bekämpfung von Campylobacter-Infektionen geht. Campylobacter-Erkrankungen sind die häufigsten Infektionen, die in der EU über Nahrungsmittel (Geflügel, andere Fleischsorten) übertragen werden.

Große nationale Unterschiede

Der Report zeigt auch, dass es bei den Resistenzen große nationale Unterschiede gibt. In Südeuropa sind sie wesentlich häufiger als in Nord- und Westeuropa. "Diese geografischen Unterschiede stehen zumeist mit den Unterschieden im Antibiotikagebrauch in der EU in Verbindung. Länder, welche Maßnahmen gesetzt haben, um die Verwendung von Antibiotika bei Tieren zu reduzieren, zu ersetzen oder kritischer zu betrachten, weisen geringere Resistenzraten und abnehmende Trends auf", sagte Marta Hugas, Leiterin der Abteilung für Bio-Risiken der EFSA.

Österreich befinde sich seit Jahren in einer relativ guten Situation. Ein Beispiel wären die Resistenzraten bei Salmonellen (Salmonella spp.): So zum Beispiel sind 13,5 Prozent der Keime (Infektionen beim Menschen) resistent gegen das Antibiotikum Ampicillin. In Italien ist zum Beispiel bei 54,9 Prozent der Proben der Fall, in der EU im Durchschnitt bei 27,8 Prozent diese Salmonellenarten. Andererseits zeigten sich in Österreich 22,4 Prozent der untersuchten Salmonellen (Salmonella spp.) resistent gegen Ciprofloxacin. In der EU sind es im Durchschnitt 13,3 Prozent, in Italien nur 11,3 Prozent. In der EU wurden bei Patienten mit Salmonelleninfektionen (Salmonella spp.) in 11,4 Prozent der Fälle Resistenzen gegen Colistin registriert. In Österreich wurden dazu keine Daten vermerkt. Mit oft mehr als 90 Prozent Resistenzen extrem problematisch ist die Situation in der EU rund um eine andere Salmonellenvariante, die sogenannten monophasischen Salmonella Typhimurium-Keime. Das gilt auch für Österreich.

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