Schutz für Mensch und Tier

Zeckenrisiko durch Haustiere

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Tiere werden deutlich häufiger von Zecken befallen als Menschen

Die Zahlen der jährlichen FSME-Erkrankungsfälle in Österreich sprechen eine deutliche Sprache. Gab es 1979, bei einer Impfrate von lediglich 3 %, 677 hospitalisierte Fälle von FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), waren es 2016 nur 89 Fälle, bei einer Impfrate von 83 % (jemals geimpfte ÖsterreicherInnen; davon sind jedoch nur 64 % nach dem korrekten Schema geimpft). Man kann also behaupten, dass dem Großteil der Bevölkerung die Gefahr der FSME bewusst ist. Dennoch gibt es Themenbereiche, die in Bezug auf FSME gerne unterschätzt oder vergessen werden. Unter den Neuerkrankungen findet sich die Altersgruppe der Menschen ab 30 Jahren auffällig oft, weil Auffrischungsintervalle häufig nicht eingehalten werden oder die Impfung ganz vergessen wird. Da in Österreich immer noch FSME-Fälle auch mit bleibenden Schäden und Todesfolge diagnostiziert werden, sind weitere Anstrengungen notwendig, um die Anzahl der Erkrankungen weiter zu reduzieren bzw. niedrig zu halten.

Zecken – Wenn Haustiere zur Gefahr werden

Die Österreicher dürfen eindeutig als große Tierliebhaber bezeichnet werden. Die Anzahl der Haustiere in Österreich steigt – 2013 lebten nach Schätzungen 1,5 Millionen Katzen und 640.000 Hunde in Österreichs Haushalten. Tiere werden deutlich häufiger von Zecken befallen als Menschen – dies liegt daran, dass sie sich in der Regel vermehrt in der Natur aufhalten und durch Büsche und Wiesen streifen. Wildtiere sind ebenso betroffen wie Haustiere, die sich im Freien bewegen.

Schutz für Mensch und Tier

Wenn man an das Zeckenrisiko denkt, wird dies oft nur mit einem Spaziergang im Wald, einem Picknick im Park oder einem anderen Ausflug ins Grüne in Verbindung gebracht. Dass unsere kleinen, pelzigen Zeitgenossen genauso betroffen sein können und das auch für den Menschen Auswirkungen mit sich bringen kann, wird oft vergessen.
„Zecken lieben Menschen und Tiere gleichermaßen. Sie verstecken sich gerne im Fell unserer Haustiere und gelangen so unbemerkt in unsere Wohnungen. Ein Wirtswechsel vom Haustier zum Menschen bereitet den Zecken kein Problem. Einen Schutz vor FSME für uns Menschen kann eine vollständige und rechtzeitige FSME-Impfung bieten“, sagt Mag. Dr. Christiane Körner, Präsidentin des Vereins zur Förderung der Impfaufklärung. Für Haustiere bieten sich Anti-Zecken-Tropfen und spezielle Halsbänder als Zeckenabwehr an.

Auf Kuschelkurs mit Zecken

„Leider sind die besten Freunde des Menschen beliebte Ziele und Tummelplätze für ungebetene Gäste. Zecken lieben das warme Fell der Haustiere und können sich, oft sehr lange und unbemerkt, dort einnisten und gelangen so ins Wohnzimmer, auf die Couch oder auch in das Bett ihrer Besitzer. Auch durch das Spielen mit den Tieren oder im Zuge von Streicheleinheiten kann es passieren, dass eine Zecke auf den Menschen übertragen wird“, so Dr. Erwin Rebhandl, Arzt für Allgemeinmedizin (Geriatrie).
Gerade Kinder spielen und kuscheln oft stundenlang unbeschwert mit ihren kleinen Freunden. Bei häufigem Körperkontakt mit Haustieren ist es für Zecken jedoch besonders leicht, über das Fell auf die Haut zu gelangen. Achtung: Selbst wenn man Kleidung, an der Zecken haften, in die Waschmaschine gibt, heißt das nicht automatisch, dass alle Zecken abgetötet werden. Studien haben bewiesen, dass ausgewachsene Zecken, aber auch junge Nymphen, Waschgänge problemlos überleben können. Sobald sie wieder an der Luft sind, werden sie erneut aktiv und können stechen.

Was ist FSME?

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Viruserkrankung, die zur Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute und/oder des Zentralnervensystems führen kann. Rund 30 % der Infizierten werden tatsächlich krank. Die Dauer vom Zeckenstich bis zum Ausbrechen der Erkrankung (Inkubationszeit) schwankt zwischen wenigen Tagen und einem Monat. Die Krankheit verläuft typischerweise in zwei Phasen: In der ersten Phase treten grippeartige Symptome wie Fieber, Kopfweh und Gliederschmerzen auf. Bei ca. einem Drittel der Infizierten kommt es nach einem symptomfreien Intervall von etwa einer Woche zur zweiten Phase, in der die Krankheit auf das zentrale Nervensystem übergeht. Je nach Schwere der Erkrankung kommt es zu entsprechenden Symptomen: starke Kopfschmerzen, hohes Fieber bis über 40 Grad, Nackensteifigkeit, Verwirrtheit und/oder Bewusstseinsstörungen. Es kann auch zu Lähmungserscheinungen, Gangstörungen, Krampfanfällen und/oder Atmungsstörungen kommen. Im schlimmsten Fall kann die Erkrankung tödlich enden (bei 0,5-2 % der Betroffenen).

Was kann vor FSME schützen?

Insektenabwehrmittel halten die Zecken zwar auf Abstand, schützen jedoch nicht vor einer FSME-Infektion, sollte es zu einem Stich kommen. Die Erkrankungszahlen sind seit den 1980er-Jahren deutlich zurückgegangen, trotzdem erkranken in Österreich jährlich noch immer zwischen 50 und 100 Menschen, die überwiegend nicht geimpft oder deren Impfung unregelmäßig aufgefrischt wurde.
„Da FSME-Viren durch Zeckenstiche übertragen werden, kann man den Erreger nicht ausrotten, wie etwa bei Pocken oder Masern, wo eine alleinige Mensch-zu-Mensch-Übertragung stattfindet. Mittels der FSME-Impfung kann eine sogenannte Krankheitskontrolle erreicht werden, d. h. jeder Einzelne muss durch eine Impfung geschützt werden, um die Erkrankung zu verhindern. Es nützt nichts, wie etwa bei Masern, wenn andere geimpft sind", sagt Univ.-Prof. Dr.med. Ursula Kunze, Generalsekretärin des Vereins zur Förderung der Impfaufklärung.
Generell sind drei Subtypen des FSME-Virus (fernöstlicher, europäischer, sibirischer Subtyp) bekannt. In unseren Breiten ist der europäische Subtyp zwar vorherrschend, trotzdem tauchen immer häufiger andere Virussubtypen in für sie unüblichen Regionen auf. Dies tritt ein, wenn Zecken beispielsweise Zugvögel als „Taxi“ verwenden und sich so in anderen Gebieten niederlassen. Der nun seit 40 Jahren in Österreich produzierte Impfstoff generiert die Produktion von Antikörpern, die alle bekannten FSME-Virus-Subtypen gleichermaßen neutralisieren.

Wer impft wann und wo?

In den meisten Fällen werden die Impfungen durch die Hausärztin oder den Hausarzt durchgeführt. Darüber hinaus kann man sich auch bei der Amtsärztin oder dem Amtsarzt in der Bezirkshauptmannschaft impfen lassen. Neben diesen Stellen führen vermehrt Schulen, größere Betriebe oder Gemeinden Impfaktionen durch.
Grundsätzlich ist es wichtig, zu wissen, dass frühestens nach zwei Teilimpfungen, die je nach Impfstoff in einem bestimmten Abstand durchgeführt werden sollten, ein Schutz vor der FSME-Erkrankung gegeben sein kann. Die Grundimmunisierung besteht aus insgesamt drei Teilimpfungen.
Anschließend müssen die Auffrischungstermine eingehalten werden, da ansonsten Lücken im Impfschutz entstehen können. Nach Abschluss der Grundimmunisierung muss nach drei Jahren zum ersten Mal aufgefrischt werden. Danach beträgt das Impfintervall fünf Jahre. Ab dem 60. Geburtstag reduziert sich das Intervall zwischen den Auffrischungsimpfungen wieder auf drei Jahre, da das Immunsystem des Menschen altert.
Die erste Grundimmunisierung kann ab dem vollendeten ersten Lebensjahr durchgeführt werden. Bei Versäumnis einer Impfung bzw. längeren Impfabständen wird nach zwei oder mehr Teilimpfungen diese Impfung mittels einer einzigen Dosis nachgeholt, die Grundimmunisierung muss nicht neu begonnen werden.
Die geimpften Personen sind darauf aufmerksam zu machen, dass nach der ersten Teilimpfung der Grundimmunisierung noch kein kompletter Impfschutz vorhanden ist, und daher das Risiko einer Zeckenexposition vermieden werden soll.

Der FSME-Impfstoff kann das ganze Jahr über in jeder österreichischen Apotheke gekauft werden. Von Februar bis inklusive August 2017 wird die Schutzimpfung im Rahmen der Impfaktion der Apothekerkammer zu vergünstigten Preisen angeboten.

*Die FSME-Impfung bietet ausschließlich einen Schutz vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), nicht vor anderen durch Zecken übertragenen Krankheiten wie Borreliose.

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