Symptome gezielt lindern und Infektion auskurieren

Coronavirus: Therapie für zu Hause

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Für die meisten Betroffenen bedeutet eine Erkrankung am neuen Coronavirus glücklicherweise nur leichte bis mäßig stark ausgeprägte Symptome. Der Infekt kann somit zum überwiegenden Teil gut zu Hause auskuriert werden. Worauf es dabei ankommt: 

Die wenigen guten Neuigkeiten rund um die Coronavirus-Berichterstattung bleiben uns erhalten: Im Großteil der Erkrankungsfälle sind die Symptome sehr mild ausgeprägt, sodass sie komplikationsfrei zu Hause therapiert werden können. Es mehren sich auch Indizien dafür, dass ein großer Teil der Infizierten sogar gänzlich symptomfrei bleibt: Neue Zahlen aus Island – im kleinen Inselstaat wurde besonders rigoros auf Infektionen getestet – deuten etwa darauf hin, dass bei bis zu 50 Prozent der positiv getesteten Menschen keinerlei (oder nur äußerst geringe) Symptome auftreten. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass auch anderorts viele Menschen nichts von ihrer Infektion wissen und die Covid-19-Dunkelziffer somit dementsprechend hoch ist. Dies stellt zwar für die Ausbreitung des Virus und die rasche Erkennung von Infektionen leider ein Problem dar, bedeutet jedoch auch, dass die Gefahr, die von dem neuen Virus ausgeht, womöglich deutlich geringer ist, als oftmals angenommen. 
 

Großteils milde Verläufe 
 

Besonders dann also, wenn (sonst) gesunde Kinder und Erwachsene erkranken, verlaufen die meisten Fälle von Covid-19 symptomatisch mild. Seniorinnen und Senioren über 65 sowie Menschen mit Vorerkrankungen und Immunschwächen haben ein deutlich höheres Risiko, an schweren Symptomen zu leiden – hier ist selbstverständlich besondere Vorsicht geboten. Der große Rest der Betroffenen – man geht von rund 80 Prozent oder mehr aus – kann die Erkrankung im Regelfall zu Hause, in Quarantäne, auskurieren. Dafür sind zumeist Hausmittel und viel Ruhe ausreichend, wie Expertinnen und Experten immer wieder betonen. Von Selbstmedikation im Verdachtsfall wird meist abgeraten, wie uns auch Oberarzt Dr. Alexander Ditscheiner, Facharzt für Innere Medizin und Allgemeinmediziner am Evangelischen Krankenhaus, bestätigt: „Grundsätzlich sollte bei einem milden Covid-19-Verlauf keine Medikation notwendig sein“, so der Mediziner. Sollte der Fall eintreten, dass die Symptome sehr stark ausgeprägt sind, oder sich der Allgemeinzustand merklich verschlechtert, so sollte ohnehin ein Mediziner, eine Medizinerin zurate gezogen werden. Er oder sie kann dann auch passende Medikamente verordnen. 
 

Sorge um Ibuprofen & Co. meist unbegründet
 

Arzneimittel, die entsprechend ärztlicher Verordnung eingenommen und gut vertragen werden, können in den meisten Fällen auch während einer Covid-19-Erkrankung ohne Bedenken weiter verabreicht werden. Jedoch sollte die Einnahme sicherheitshalber mit Ihrem behandelnden Arzt, Ihrer behandelnden Ärztin abgeklärt werden. In den vergangenen Wochen wurden rund um das neue Virus auch immer wieder Bedenken hinsichtlich der Einnahme so genannter nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) laut. Zu dieser entzündungshemmenden Arzneiwirkstoffgruppe zählen etwa Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure. „Aktuell gibt es nur Fallberichte, dass Ibuprofen den Krankheitsverlauf verschlechtern könnte, jedoch keine eindeutige Evidenz“, entwarnt Dr. Ditscheiner. „Auch die Weltgesundheitsorganisation hat mittlerweile ihre Warnung vor der Einnahme von Ibuprofen bei Verdacht auf eine Coronavirusinfektion zurückgenommen. Insofern gibt es auch hier nur die Empfehlung, von der Selbstmedikation Abstand zu nehmen.“ 
 

Das können Sie jetzt tun

 
Zwei der häufigsten Beschwerden, an denen Covid-19-Erkrankte leiden, sind trockener Husten und Fieber. Daneben können zahlreiche unspezifischere Symptome (z. B. Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Durchfall) auftreten. Je nach Ausprägung können also unterschiedliche Strategien zur Symptombekämpfung passend sein. Ein Hauptaugenmerk sollte in jedem Fall der Befeuchtung des Rachens zukommen. Um dem Virus die weitere Vermehrung zu erschweren, müssen die Schleimhäute im Hals unbedingt feucht gehalten werden. Dies gelingt vor allem durch reichlich Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser und Tee. Wer den Tee mit frischem Ingwer oder Salbei zubereitet, profitiert besonders: Die in der Ingwerknolle enthaltenen Scharfstoffe regen die Speichelproduktion an und helfen so beim Abtransport der Viren. Salbeitee (zum Gurgeln) und Salzwasserspülungen sind bei der Linderung von Halsschmerzen sehr hilfreich. Gegen lästigen Husten können pflanzliche Hustensäfte mit z. B. Thymian- oder Efeuextrakten helfen oder man setzt auf den bewährten „Zwiebelsaft“ (bestehend aus klein gehackten Zwiebeln und Honig). Wichtig ist, regelmäßig die eigene Temperatur zu messen. Sollte das Fieber in den hohen Bereich steigen, muss unbedingt medizinische Hilfe zurate gezogen werden. Auch dann, wenn sich andere Symptome, der Allgemeinzustand oder etwaige Vorerkrankungen deutlich verschlechtern oder Atemnot auftritt, gilt höchste Vorsicht. Priorität haben neben den erwähnten Maßnahmen jetzt auch viel Schlaf und konsequente Schonung. Strikte Bettruhe ist bei mildem Verlauf jedoch nicht angeraten, da sie das Risiko einer Lungenentzündung erhöht. Die richtige Ernährung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. „Eine ausgewogene Kalorienzufuhr ist zu empfehlen – auch dann, wenn der Appetit nicht groß ist“, empfiehlt Dr. Ditscheiner. „Die Nahrung sollte hochwertige Kohlenhydrate, wenig Fett und genügend Eiweiß – etwa ein Gramm pro Kilogramm Körpergewicht – enthalten. Proteine sind für das Immunsystem besonders wichtig.“ 
 

Risiko für andere minimieren
 

Wichtiges Gebot bei einer Ansteckung ist es auch, andere zu schützen – Fremde genauso wie jene, die mit Ihnen im selben Haushalt leben. Vermeiden Sie direkten Kontakt, so gut es nur möglich ist. Am sinnvollsten ist es, die Person auch räumlich von Familienmitgliedern zu trennen und so für gute Quarantänebedingungen zu sorgen. Strenge Hygieneregeln (häufiges Händewaschen, gründliche Reinigung, getrennte Hygieneartikel wie Handtücher) sind mehr denn je angebracht. 

❯❯ Die häufigsten Symptome
✏ Fieber
Der Ausbruch einer Covid-19-Erkrankung geht in den meisten Fällen mit Fieber einher. Es ist ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem auf Hochbetrieb arbeitet und versucht, Krankheitserreger zu ­bekämpfen. 
 
✏ Trockener Husten
Neben Fieber ist trockener Husten das häufigste Symptom einer Infektion. Auch über Abgeschlagenheit wird häufig berichtet.
 
✏ Andere Symptome
Viele andere Beschwerden können im Zuge der Erkrankung auftreten, z. B. Kurzatmigkeit, Halsschmerzen, Auswurf, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Durchfall.
 
Achtung: Die Symptome können auch zur Gänze ausbleiben! 
 
❯❯ So messen Sie Fieber richtig

Ab wann ist es „Fieber“?
Normaltemperatur: 36 bis 37 Grad
erhöht: 37 bis 38 Grad
Fieber: 38 bis 39 Grad
hohes Fieber: ab 39 Grad 
 
✏ Genaue Messung
Am verbreitetsten sind digitale Fieberthermometer, die zur rektalen, oralen und axillaren (unter der Achsel) Messung geeignet sind. Am genauesten ist die rektale Messung! Wird oral (unter der Zunge) gemessen, so müssen zum Ergebnis +0,3 Grad dazugerechnet werden. Bei Messung unter der Achsel +0,5 Grad. Wer also 37,8 Grad unter der Achsel misst, hat tatsächlich 38,3 Grad Fieber.
 
Daneben gibt es Infrarot-Ohr- bzw. Stirn-Thermometer und kontaktlose Stirn-Thermometer, die automatisiert die exakte Temperatur berechnen. Dennoch: Gebrauchsanweisung beachten! 

Das sagt der Mediziner

 

Darauf sollten Sie beim Kurieren von Covid-19 achten:
OA Dr. Alexander Ditscheiner, Facharzt für Innere Medizin und Arzt für Allgemeinmedizin;
ditscheiner-ordination.at
 
Wie kann ich Symptome lindern und worauf sollte ich beim Kurieren achten? 
Dr. Ditscheiner: Grundsätzlich gelten dieselben Verhaltensregeln wie bei einer Verkühlung: viel schlafen, keine Anstrengung und genügend trinken. Auch auf ausgewogene Ernährung ist zu achten. Schnupfensymptome oder Husten kann man durch z. B. Salzwassernasenspülungen, Salzwasserinhalationen und auch durch Nasentropfen (abschwellende bzw. ölige Tropfen) lindern.

Ist Selbstmedikation ratsam?
Grundsätzlich sollte bei einem milden Covid-19-Verlauf keine Medikation notwendig sein. Falls eine Symptomatik zu quälend ist, sollte lieber ärztlicher Rat eingeholt werden.

Bestimmte Arzneiwirkstoffe wie ASS oder Ibuprofen stehen in Verdacht, unvorteilhaft bei Covid-Erkrankungen zu sein. Gibt es dazu schon fundierte Empfehlungen? 
Zurzeit gibt es nur Fallberichte, dass Ibuprofen den Krankheitsverlauf verschlechtern könnte, jedoch keine eindeutige Evidenz. Insofern gibt es nur die Empfehlung, von der Selbstmedikation Abstand zu nehmen. Für alle anderen NSAR, ASS oder auch Paracetamol gilt grundsätzlich, dass diese nur nach Absprache mit Arzt oder Ärztin genommen werden sollten.
 
Was raten Sie Covid-Risikogruppen, die einen der besagten Wirkstoffe einnehmen?
Menschen, die bisher NSAR einnehmen, können diese auch weiter nehmen, jedoch ist auch hier bei einer Covid-19-Erkrankung die Rücksprache mit dem Arzt empfohlen.
 
Wann ist medizinische Hilfe notwendig?
Rasch ansteigende Temperatur und Reduktion des Allgemeinzustandes sowie Atemnot sind dringende Warnzeichen! Auch Verschlechterung von Grundkrankheiten, z. B. Herzschwäche, Diabetes, können die Folge der Coronainfektion sein, auch hier ist dringend der Arzt zu konsultieren.
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